Willich „Wir haben Türen geöffnet“
Die WZ sprach mit Kerim Isik über seine Aufgaben als neuer Vorsitzender der Islamischen Gemeinschaft.
Willich. Kerim Isik ist neuer Vorsitzender der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs in Willich. Die WZ traf ihn in der Moschee an der Bahnstraße.
Herr Isik, warum haben Sie sich zur Wahl gestellt?
Kerim Isik: Ich bin aus der Gemeinde heraus angesprochen worden. Unterstützung kam vor allem von den Frauen und Jugendlichen. Sie wussten, dass ich aufgrund meines langjährigen Engagements in der Deutsch-Türkischen Union sowie als Organisator des interreligiösen Dialogs in Willich über gute Kontakte verfüge.
Was sind Ihre Aufgaben?
Isik: Ich muss die Gemeinschaft nach außen vertreten, zum Beispiel, wenn es um Genehmigungen geht. So hat die Deutsch-Türkische Union die Einrichtung eines muslimischen Friedhofs an der Moltkestraße beantragt. Eine Genehmigung durch die Stadt liegt vor, die weitere Abstimmung werde ich vornehmen müssen.
Und wenn an der Moschee ein Minarett gebaut werden soll, müssten Sie dies beantragen?
Isik: Es gibt wichtigere Themen. Vor allem müssen wir unsere Jugendlichen von der Straße holen, damit sie nicht in die Hände von Hasspredigern fallen.
Gibt es die auch in Willich?
Isik: Nein, aber in den benachbarten Großstädten.
Was wollen Sie den jungen Leuten anbieten?
Isik: Zum Beispiel mehr Sport. Ich versuche, in Kontakt zur Halle 22 zu kommen und spezielle Angebote auszuhandeln. Auch Kino- und Theaterbesuche könnten organisiert werden. Bei der Fußball-EM bieten wir den jungen Leuten ein gemeinsames Rudelgucken an. Dafür haben wir einen Beamer mit Leinwand angeschafft.
Wie groß ist die Islamische Gemeinschaft in Willich?
Isik: Wir haben einschließlich der Frauen und Jugendlichen etwa 180 Mitglieder. Den Vorsitzenden wählen alle, die Jüngsten sind 13, 14 Jahre alt.
Gehören auch Flüchtlinge zu Ihrer Gemeinschaft?
Isik: Sie kommen nur zum Freitagsgebet. Weitere Kontakte gibt es schon wegen der Sprachprobleme kaum.
Und wie ist der Kontakt zur übrigen Bevölkerung?
Isik: Sehr gut. Seit 2005 gibt es den interreligiösen Dialog zwischen Christen, Juden und Muslimen. Mal in der Moschee, mal in der Kirche oder der Krefelder Synagoge werden Treffen organisiert. Ein nächstes steht im Juni zum Fastenbrechen an. Durch solche Aktionen haben wir viele Vorurteile überwunden. Wir müssen immer wieder die Gemeinsamkeiten betonen und nicht das, was uns trennt.
Kann jeder Willicher einfach in die Moschee kommen?
Isik: Ja. Ab 13 Uhr bis etwa gegen 22 Uhr ist sie geöffnet. Wir haben hier auch viele Informationen über den Islam in deutscher Sprache.
Die AfD behauptet: Der Islam gehört nicht zu Deutschland. Was sagen Sie dazu?
Isik: Natürlich tut er das. Viele Muslime leben seit 50 Jahren hier, sind hier geboren und aufgewachsen. Nur die AfD mit ihren Ansichten, die gehört nicht zu Deutschland.
Milli Görüs stand in der Vergangenheit unter Beobachtung des Verfassungsschutzes. Das hat sich in der jungsten Vergangenheit aber geändert. Warum?
Isik: Die jetzige Generation kann mit vielen Sitten und Werten früherer Jahre nichts mehr anfangen. Wir haben neue Ziele gefunden, sind nicht mehr anti-westlich eingestellt.
Nehmen Sie in Willich anti-islamische Tendenzen wahr?
Isik: Nein. Ich denke, wir haben hier gute Arbeit geleistet und Türen geöffnet. So auch mit unserem Kulturfest, zu dem wir ab heute bis Sonntag die Bevölkerung in und an die Moschee einladen. Los geht’s immer um 13 Uhr. Heute kommt ein Clown, am Samstag ist Ponyreiten. Tanzende Derwische treten auf, türkische Spezialitäten werden serviert. Mein besonderer Dank gilt den Frauen, die viel Arbeit geleistet haben.