Bio-Kunststoffe: Dieses Plastik kann verrotten

Die FKuR GmbH in Willich produziert Bio-Kunststoffe. Noch ist es ein Nischenprodukt, aber die Umsätze steigen.

Willich. Die weggeworfene Plastiktüte aus herkömmlichen Kunststoffen wird nicht von allein verschwinden. Selbst wenn der entsprechende Hersteller biologisch abbaubare Kunststoffe aus dem Hause FKuR verwenden würde, würde der Abbau nur langsam stattfinden.

„Littering ist ein grundsätzlicher Fehler in der Erziehung und der Verhaltensweise. Biokunststoffe können das nicht ändern und sind keine Lösung“, sagt Patrick Zimmermann, Abteilungsleiter für Marketing und Verkauf bei FKuR. Littering ist englisch für Vermüllung und meint das achtlose Wegwerfen und Liegenlassen von Abfall.

Die Willicher Firma FKuR ging aus dem 1992 gegründeten Forschungsinstitut Kunststoff und Recycling hervor und arbeitet heute noch eng mit dem Fraunhofer Institut „Umsicht“ zusammen, das am Siemensring in Münchheide im Nachbargebäude beheimatet ist.

Ursprünglich ging es den Firmengründern Edmund Dolfen und Heinz Breuer darum zu zeigen, dass die Natur der beste Recylcer ist. Was mit Recycling begann, mündete in der Produktion von biologisch-abbaubaren und biobasierten Kunststoffen.

Diese Kunststoffe verlassen die Firma FKuR in Form von Granulat. Die Kunden machen dann daraus unter anderem Becher, Plastikbesteck, Flaschen, Computertastaturen, Verpackungsfolien, Netze, in denen Zitrusfrüchte in den Verkauf kommen oder Plastiktüten. „Bislang haben alle Bio-Kunststoffhersteller zusammen einen Marktanteil im einstelligen Prozentbereich“, sagt Zimmermann, „aber es gibt immer Vorreiter. Viele von ihnen wurden zunächst belächelt — und haben sich nun im Markt etabliert. Unsere Umsätze steigen.“

Verwendet eine Firma solch biologisch-abbaubaren Kunststoff, steht Nachhaltigkeit und ein damit einhergehender Imagegewinn als Nutzen dafür. Dagegen steht der Preis: „Wir sind zwei- bis dreimal so teuer wie die herkömmliche Konkurrenz“, sagt Zimmermann.

Einfacher wird die Entscheidung bei Mulchfolien. Damit decken Landwirte den Boden vor allem in Gemüse- oder Erdbeerkulturen ab, um das Durchwachsen von Unkraut zu verhindern. Für die Nutz-Pflanzen sind Löcher gestanzt. Kommt kompostierbare Mulchfolie zum Einsatz, braucht der Bauer sie nach der Ernte nicht unter hohem Kostenaufwand wieder einzuholen, sammeln, verladen und entsorgen, sondern er pflügt sie kostengünstig unter.

Einen entsprechenden Vorteil bringen auch Abfallbeutel aus FKuR-Biokunststoff, die dann auch in die braune Tonne könnten. Als Außenfolie bei Windeln bringen sie Komfort: „Diese Kunststofftype ist zudem atmungsaktiv“, sagt Zimmermann.