Einschulung: Von Null auf Hundert
Zum Start der Sekundarschule gab es viel Aufregung und ein erstes Wir-Gefühl.
Tönisvorst. Wispern, knistern, flüstern — man musste nicht die Ohren spitzen, um die Anspannung der ersten 104 Tönisvorster Sekundarschüler vor dem ersten offiziellen Schultag überhaupt zu vernehmen. Das Kribbeln im Magen spürten wohl auch ihre Eltern vor Aufregung, die neuen Lehrer, vielleicht sogar Schulleiterin Christine Lohmann . . .
Wie gut, dass Pfarrer Renz Schaeffer allen nervösen Pionieren den Einstieg in diesen Morgen so leicht machte: Er probte stante pede die drei Gottesdienstlieder und packte schließlich ein weiches Riesenschaf aus, Symbol für Trost, Halt und Wärme und das Mutmachen für Zeiten, in denen „es einem mulmig zumute ist“. Seine Botschaft: „Fürchtet euch nicht, wir sind alle nicht perfekt.“
Ausgesprochen gelassen hatte Bürgermeister Thomas Goßen den Weg ins Schulzentrum angetreten. Für ihn, seinen Verwaltungsmann Harald Schramm wie für alle Mitglieder des Schulausschusses war die Einschulungsfeier feierlicher Schlusspunkt unter eine intensive Vorbereitungsarbeit — zwei Jahre zwischen erster Idee, Diskussion bis hin zur Umsetzung. Nun startet die neue Sekundarschule als direkte Nachbarin von Realschule Leonardo da Vinci und Michael-Ende-Gymnasium im Schulzentrum Corneliusfeld ins Unterrichtsleben.
„Es ist noch nicht alles perfekt, aber wir können uns auf den Weg machen, weil ihr jetzt da seid“, sagte Lohmann den Kindern. Die aufmunternde Bemerkung von Pfarrer Schaeffer, in der neuen Schule werde es Überraschungen geben, auch für die Lehrer, weil die etwas ausprobieren, was vorher noch nicht gemacht wurde, wollte Ulrich Graf als Vertreter der Bezirksregierung aus strenger Verwaltungssicht nicht unkommentiert stehen lassen: „Wir fangen hier nicht bei Null an, sondern wir starten mit 100 Prozent.“
Was die gesanglichen Qualitäten des neuen Kollegiums anging, hatte er damit recht. Der „ad hoc Gründungskollegiumschor“ traf zu 100 Prozent den Geschmack der Schüler, als er „Tage wie diese“ von den Toten Hosen anstimmte. Da verschmolzen Stimme und Gefühl der Bühnenakteure und Forumsgäste.
Getoppt wurde das erste spürbare „Wir-Gefühl“ dann durch die „Bodypercussion“ der Hauptschule Kirchenfeld, angeregt von Schulsozialarbeiter Frederik Bovendeerd und Mathelehrer Werner Schmittner. Sie forderten von jedem „zwei Hände, zwei Füße und eine Stimme“, stimmten die Melodie von „We will rock you“ von Queen an und ließen die Sekundarschüler den Refrain „Hier könn’n wir was lernen“ schmettern, klatschen und trampeln. Spätestens da war kein Wispern mehr zu hören.