Bohren nach der Bombe
Noch wurde kein Blindgänger gefunden. Die Menschen vor Ort bleiben gelassen.
Vorst. Die letzten Vorbereitungen wurden am Dienstag getroffen. Die Absperrungen wurden bereitgestellt, die Infotrupps der Stadt waren ebenso unterwegs wie Polizeibeamte. Die Experten des Kampfmittel-Beseitigungsdienstes (KBD) waren am Alten Weg, um dort nach dem möglichen Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg zu suchen. Sobald der Räumdienst das Signal zur Evakuierung des Ortes gibt, kann es losgehen. Die WZ hat sich vor Ort umgesehen.
Mit einem Gerät, das aussieht wie eines zum Bohren eines Brunnens im heimischen Garten, ist der KBD angerückt. Unter den Augen von Feuerwehr-Chef Rolf Peschken haben am Morgen die Arbeiten begonnen. Der von der Stadt befürchtete bundesweite Bomben-Tourismus indes bleibt aus. Einige Autos mehr als sonst, der ein oder andere Hunde-Spaziergänger, den man sonst nicht am Alten Weg sieht, wenige Radfahrer — die Vorster wollen halt wissen, wo der vermeintliche Blindgänger liegt.
So auch Michael Friebel, der einige hundert Meter weit entfernt wohnt. „Ich will sehen, wie groß die Entfernung zu meinem Haus ist“, sagt er. Am Wochenende hatte er die Hotline der Stadt angerufen und gefragt, wer im Falle des Falles für Schäden an seinem Haus aufkommt. „Rufen Sie Ihre Versicherung an“, hatte man ihm gesagt.
Die sagt im Folgendes: „Wenn es Schaden gibt, der durch eine Explosion ausgelöst wird, zahlen wir — normalerweise“, hatte man ihm erklärt. Ein wenig skeptisch ist er dennoch: „Das habe ich bisher nur mündlich.“ Ihn ärgert, dass auf den Infozetteln die Rede von einer möglichen Evakuierung ab Mittwoch die Rede war. „Plötzlich tauchen die Trupps von der Stadt auf und erklären, dass das auch Dienstag schon passieren kann.“
Eine Anwohnerin der Oedter Straße, die ebenfalls in der Evakuierungszone lebt, ist mit ihrem Hund unterwegs. „Ich mache gleich alles fertig für eine Evakuierung“, sagt sie. Sprich: Papiere einpacken, ein paar Sachen zum Anziehen — fertig. Die Frau wirkt völlig gelassen. „Ich gehe zu Verwandten nach Willich.“
Eine Fußgängerin ist mit den zwei Kindern ihrer Schwester unterwegs, die am Donkweg wohnt. „Ich passe im Moment auf sie auf“, erklärt die Frau. Wenn der Evakuierungsfall tatsächlich eintrete, werde die Familie zu den Eltern nach St. Tönis gehen. Ganz in der Nähe stehen Nachbarn auf der Straße, werfen bisweilen Blicke auf das Haus. Aufgeregt wirkt niemand. Eher neugierig interessiert.
Am späten Nachmittag ist erstmal Schluss, stellen die Räumdienst-Experten die Arbeit ein. „Zehn Löcher sind gebohrt“, sagt Stadt-Sprecherin Catharina Perchthaler. Heute morgen um 7 Uhr geht’s weiter. Ende offen.