Willich Brandwache an der Goethestraße 64
Mieter beklagen etliche Mängel im Gebäude. Der Brandschutzsachverständige des Kreises Viersen war Donnerstag vor Ort und hat nach seinem Rundgang Auflagen gemacht.
Willich. Schon vor Jahren waren Mieter und die wenigen Wohnungseigentümer, die es da noch gab, auf die Barrikaden gegangen. Durchgerostete Wasserrohre, ein undichtes Dach, eine veraltete Heizungsanlage, keine abschließbare Haustür, defekte Klingelanlage, kein Flurlicht. Dies sind nur einige Schäden, die es im Hochhaus, Goethestraße 64, immer noch gibt. Als „Horrorhaus von Willich“ bezeichnete die Boulevardpresse zuletzt das Gebäude.
Die Stadt Willich hat den Kreis Viersen um Amtshilfe gebeten und das Gebäude am Donnerstagabend durch den Kreis-Brandschutzsachverständigen Gutav Gentges begutachten lassen.
Ein Rundgang mit Folgen, beziehungsweise direkten Auflagen: Der Brandschutz muss entscheidend verbessert werden. Von einer Evakuierung wurde, so teilte Michael Pluschke, Pressesprecher der Stadt Willich, am Freitag mit, erst einmal abgesehen.
Laut Stadt gehörten viele der Wohnungen einer in Insolvenz gegangenen Firma. Sie waren zuletzt versteigert worden. Auch die Stadt Willich hatte sich beim Insolvenzverwalter um einen Ankauf bemüht. Dem Vernehmen nach gehören die Wohnungen seit Dienstag einer süddeutschen Investorengruppe.
Seit Donnerstag ist eine Brandwache vor Ort, drei Personen, die mit Feuerlöschern ausgestattet sind. Die Brandsicherheitswache ist laut Stadt rund um die Uhr tätig. Sie kann erst wieder abgezogen werden, wenn seitens der Eigentümergemeinschaft eine entsprechende Mängelbeseitigung erfolgt. Diese muss außerdem von Sachkundigen bestätigt werden.
Konkret geht es, so Michael Pluschke, „um eine funktionstüchtige Löschwasser-Steigleitung, eine betriebssichere und wirksame Entrauchungs-Möglichkeit des Treppenhauses, eine fachgerechte Instandsetzung der Elektrik (Kabel, Lichtschalter im Treppenraum, in den Fluren und im Keller) und die Entfernung aller Brandlasten aus den Fluren, dem Treppenraum und den Wegen im Keller.“ Damit sind laut Kreis unter anderem abgestellte alte Elektrogeräte und Abfall gemeint.
Die Klagen der Bewohner sind nicht neu. „Ich schäme mich schon fast, hier zu wohnen, und fühle mich von den Behörden überhaupt nicht geschützt.“ Das hatte schon im Dezember 2015 Ahmet Özkaya gesagt. Der 43-jährige Fensterputzer wohnt nach wie vor gemeinsam mit bis zu 63 weiteren Familien in dem großen Wohnblock. Immer wieder geht es auch um Müll im und auch vor dem Haus.
Nun tut sich aber offenbar etwas. „Es werden erste Heizungen gewartet. Mit der Dachsanierung ist begonnen worden“, sagen übereinstimmend Mieter.
Ahmet Özkaya bleibt in einer ersten Beurteilung sehr vorsichtig. Nur noch er sowie drei anderen Familien sind Eigentümer ihrer Wohnungen. „Früher waren hier mal 22 Eigentumswohnungen, die meisten haben aber in den vergangenen Jahren, entsetzt über den Zustand des Hauses, weit unter Preis die Objekte abgegeben“, berichtet der 43-Jährige. In der Vergangenheit habe sich nichts am Zustand des Hauses und der Mietwohnungen geändert.
„Größtenteils waren die Wohnungen auf dem Markt gar nicht mehr zu vermieten und wurden da viele Flüchtlinge untergebracht“, urteilt Özkaya, der jahrelang gar nicht in der Lage war, hinter die jeweiligen Eigentumsverhältnisse zu schauen. So habe es zahlreiche Konkurse, Wechsel der Verwalter und Zwangsversteigerungen gegeben.
Im Mai 2017 war es an der Goethestraße 64 zu einem Brand gekommen, nachdem offenbar gelagerter Unrat im Gebäude entzündet worden war. Übrigens: Die jetzt eingestellte Brandwache musste eigene Feuerlöscher mitbringen. Denn die ursprünglich dort installierten Geräte waren offenbar schon vor längerer Zeit entwendet worden.