Denkmalschutz kann Probleme machen

Rund 20 Interessierte schauten sich in der Verseidag, im Stahlwerk Becker und auf dem Willicher Friedhof um.

Willich. Trotz des sehr ungemütlichen Wetters mit viel Regen scheuten sich rund 20 Interessierte nicht, am Sonntagmorgen am Tag des offenen Denkmals teilzunehmen. Unter dem Motto „Jenseits des Guten und Bösen: Unbequeme Denkmale?“ führt Linda Zensen von der Unteren Denkmalbehörde an diesem Tag zu verschiedenen Industriedenkmälern, Grab- und Gedenkstätten.

Die erste Station liegt nur ein paar hundert Meter vom Startpunkt, dem St. Bernhard-Gymnasium in Schiefbahn entfernt. Auf dem angrenzenden Verseidag-Gelände finden sich gleich mehrere Denkmäler. Dazu zählt vor allem Europas größter Websaal, in dem bis vor rund 30 Jahren noch gearbeitet wurde.

Heute sind von der 16 000 Quadratmeter großen Halle, auf der nun 84 Wohneinheiten stehen, nur noch ein paar Mauerstücke und Stahlträger erhalten. Mehr zu sehen gibt es bei dem 1888 erbauten Kesselhaus samt Schornstein, in dem heute eine Arztpraxis beheimatet ist.

Weiter führt die Tour zum Willicher Friedhof. Kaum zu übersehen ist dort das groß angelegte Ehrendenkmal für die Gefallenen im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Linda Zensen erklärt, dass das Denkmal, wie oft angenommen, nicht von den Nationalsozialisten gebaut wurde.

„Erste Pläne gab es bereit 1917, Baubeginn war wenig später, sagt die Expertin. Nur wurden die Bauarbeiten unterbrochen und erst 1939, zur Nazizeit, fertiggestellt.

Mit abschwächendem Regen geht die Tour weiter zum Stahlwerk Becker. Die ältesten Hallen und Gebäude des Stahlwerks sind 1908 von Reinhold Becker erbaut worden, erklärt die Expertin. Das Geschäft lief zu der Zeit gut, Becker erweiterte das Stahlwerk zwei weitere Mal.

Alle Gebäude von damals, die noch erhalten sind, stehen heute unter Denkmalschutz. „Wir können uns leider nicht alle ansehen, da müsste man sich einen ganzen Tag Zeit nehmen“, sagt Linda Zensen.

Stattdessen geht es zu einem der bekanntesten Bauwerke des Geländes, der Halle 18, in der kürzlich Lidl eröffnet hat. Von außen lässt sich nur erahnen, wo im oberen Teil des Gebäudes noch gearbeitet wird: Dort entstehen nämlich mehrere Wohneinheiten.

Dass der Denkmalschutz dabei auch zum Problem werden kann, weiß Architekt Thomas Schweyen, der zu der Gruppe hinzustößt und durch das Gebäude führt. „Auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, ist nicht immer ganz einfach.“ Es gebe viele Vorschriften zu beachten, die die Arbeit erschwerten. Trotzdem sei der Umbau bis jetzt gut verlaufen.