Der Schützenkönig flieht im Blumenhagel
Mit der Erstürmung der Burg erreicht das Fest am Grenzweg den Höhepunkt.
Neersen. Dieses Jahr soll alles anders sein, hat sich König Benedikt Wozniczak vorgenommen. Seine prächtige Königsburg mit ihren mehr als vier Meter hohen Mauern und dem imposanten Turm will das Schützenoberhaupt mit allen Mitteln verteidigen. Wer die traditionelle Stürmung der Königsburg am Grenzweg kennt, der weiß: Das sagen sie alle.
Zunächst stehen die Karten gut für König Wozniczak und seine Fahnengruppe. Die Burg hält dem Mehlbombenfeuer aus der Panzerkanone des Edelweiß-Zuges stand. Auch die mächtige, von drei Mann bediente, Schleuder kann die Mauern der Königsburg nicht erschüttern.
Doch dann beginnt der Sturmangriff. Wagemutig preschen die Tellschützen nach vorn und decken die Burg mit einer Salve Wasserbomben ein. Doch der ganz im Feuerwehranzug mit Helm und Atemmaske gerüstete König Benedikt und seine Mannen wehren die jungen Wilden mit Strahlrohren ab.
Aber die Angreifer sind fest entschlossen. Während die Tellschützen geschlagen den Rückzug antreten, haben die Grenadiere eine Überraschung parat. Versteckt in Papier-Mülltonnen nähern sie sich auf einem Anhänger der Burg. „Macht Platz für die Abfallbetriebe“, schallt es über die Niers herüber. Tatsächlich ruhen die Waffen für einen Moment — die Überraschung scheint zu gelingen.
Doch die Wachtposten schlafen nicht. Kaum springen die jungen Schützen aus ihren Tonnen hervor, beginnt die Wasserschlacht erneut. Unter einem Hagel von Mehlbomben ziehen sich auch die Grenadiere zurück
Als nächstes versuchen die Buuren ihr Glück. Als Drachen verkleidet, bieten sie dem König ihre Unterstützung an. Doch die Verteidiger wittern eine Falle — die Drachen ziehen sich nass zurück. Ebenso scheitern die Angriffe von Mac Alt und den Brave Jonges. Das Schlachtfeld verschwindet im Wassernebel.
Doch dann wendet sich das Glück. Unter Feuerschutz der Panzerkanone und vieler Feuerwehrschläuche gelingt es einigen Mutigen, eine Bresche in die Mauer zu schlagen. Schützenpräsident Jürgen Latzke wittert die Gelegenheit und bläst vom anderen Niersufer zum Generalangriff.
Die versammelten Angreifer stürmen vor. Durch eine Öffnung an der Seite der Burg gelangen sie auf die Mauer. Ein Verteidiger nach dem anderen streckt die Waffen und dann hat es auch König Benedikt erwischt.
Mit der weißen Fahne in der Hand stürmt er aus seiner Festung. Als Zeichen seiner Niederlage haben die Angreifer ihn mit einem Eimer voll übelriechender Jauche bespritzt. Eben noch hochgerüsteter Herrscher seiner Feuerwehrburg, landet der besiegte Monarch in den kalten Fluten der Niers.
Für die Schützen heißt es: „Mission erfüllt.“ Und auch König Benedikt nimmt die Niederlage sportlich. „Sie haben den geheimen Seiteneingang gefunden“, klagt er lachend. Dann widmet er sich der Entfernung seines unfreiwilligen Jauchebades. „Ich bin mal gespannt, ob ich das bis Montagabend überhaupt sauber bekomme.“