Willich Deutz-Trecker knatterten heran

Mehr als 800 Besucher kamen zum Tag der offenen Tür des Willicher Museums für Nutzfahrzeuge.

Foto: Kaiser

Willich. „Klar, man muss dafür schon ein wenig positiv bekloppt sein“, sagt der 63 Jahre alte Klaus Rabe. Schon Ende der 1970er-Jahre begann er, sich für alte Landmaschinen und Schlepper zu interessieren. Später gründete er in seiner Zentrale im ehemaligen Stahlwerk Becker ein Verlagshaus und außerdem einen gemeinnützigen Museumsverein, der im Laufe der Zeit immer mehr Lieferwagen, Laster und Straßenschlepper in der etwa tausend Quadratmeter großen Halle 31 ausstellte. Jetzt fand dort erneut ein Tag der offenen Tür statt.

Klaus Rabe, Gründer des Museumsvereins

Welchen Namen sich das Verlagshaus und das Nutzfahrzeugmuseum mittlerweile gemacht haben, wurde erneut deutlich: Mehr als 800 Besucher schauten jetzt vorbei und sahen sich dabei nicht nur das Goliath-Dreirad, den Tempo Matador und die mittelschweren Laster von Borgward, Hanomag oder Büssing und Ford an. Im Vorfeld hatte Rabe entsprechend Werbung gemacht und Besitzer von alten und hochmodernen Deutz-Traktoren eingeladen. Es knatterten draußen auf dem Museumsvorplatz mehr als 60 dieser Traktoren, die ältesten waren aus dem Jahr 1928. Die Besitzer kamen nicht nur aus der Region, sondern auch aus Hessen, den Niederlanden oder Belgien.

„Klar, sind wir alle ein bisschen verrückt“, sagte auch ein früherer Lehrer aus Haltern. Der heute 74-Jährige sammelt seit den Kindertagen Prospekte von alten Lastwagen und hat derzeit etwa 150 000 Stück in seinem Bestand. „Diese Technik fasziniert mich weiterhin“, war dieser Sammler mit dieser Einstellung nicht allein.

Dort, wo früher einmal die britischen Soldaten ihre Panzer instand setzten, wird nach wie vor an Traktoren, Lastwagen, Schleppern oder anderen historischen Vehikeln gearbeitet und geschraubt. Einige treffen sich beim Tag der offenen Tür in einem blauen Büssing-Bus, den der Museumsverein in jahrelanger Arbeit restauriert hat.

„Dieser ist früher in Wolfsburg zum Einsatz gekommen und hat die Arbeiter zum VW-Werk gefahren“, erklärt Rabe. Noch nicht ganz fertig ist ein Leichtmetall-Omnibus, den ehemalige Flugzeugmechaniker stromlinienförmig zusammen-gebaut hatten.

In der Halle, in der auch die Kinder viele landwirtschaftliche Maschinen oder ganze Bauernhöfe im Mini-Format finden, stehen unzählige alte Fahrzeuge, die interessieren. Da ist es beispielsweise der damals größte Fernlaster, der Faun L8L, mit einem wassergekühlten, 180 PS starken Deutz-Motor oder Laster und Kleintransporter, die früher mit den entsprechenden Flaschen auf dem Dach für Brauereien oder Brennereien unterwegs waren. Eine knallig gelbe Coca-Cola-Flasche sieht man auf einem alten Ford FK 3500, mit der ursprünglichen knallgelben Lackierung. Rabe dazu: „Manchmal rufen Fernsehsender oder Produktionsgesellschaften an und wollen alte Fahrzeuge für bestimmte Drehs ordern.“

Klaus Rabe, Verlagsinhaber und Museumsleiter in einer Person, hatte kürzlich dort auch ein ehemaliges Speditionsbüro aus den früher 1950er-Jahren nachgebaut. Viele Besucher hatten den Wunsch, auch nur mal für kurze Zeit in einem der Busse oder Traktoren zu sitzen. Und es sind einige Gäste gekommen, die selbst einmal solch ein Museum errichten wollen. Auch diese finden schnell Ansprechpartner. Zur Stärkung gibt es vom Team von Markus Meier etwas aus der Gulasch-Kanone. Am Abend wurde es bei der Abreise der über 60 Deutz-Traktoren noch mal richtig laut. Dann kehrte wieder Ruhe ein.