Tönisvorst „Von Vorst nach Vorst nur zwei Stunden Fahrt“
Zehn Jahre Freundschaft zur belgischen Gemeinde Lakdaal konnten gefeiert werden. Kontakte gibt es seit 1978.
Vorst/Vorst. Ohne Feuerwehrkapelle waren es schon mehr als 100 Besucher aus Tönisvorst, die sich zum zehnjährigen Freundschaftsfest nach Laakdal-Vorst aufgemacht hatten — alleine 54 kamen dabei aus St. Tönis. Alle Besucher wurden ganz besonders empfangen — und kein einziger ging ohne ein Geschenk.
„Heute besiegeln wir erneut die Freundschaft unserer beiden Städte, die so gut von unseren Vereinen und Schulen aufgegriffen und gelebt wird. Die gemeinsame Unterschrift unter diese Urkunde soll dem Ganzen weitere Unterstützung und Vertrauen schenken“, sagte Tine Gieles, Bürgermeisterin von Laakdal. Sie verwies auf den Maibaum, der Minuten zuvor als Startschuss für den Sommer mit vielen Außenaktivitäten errichtet worden war.
Bürgermeister Thomas Goßen betonte: „Die Erneuerung der Unterschrift ist ein erneutes Besiegeln, das Zeichen setzen soll. Ein Zeichen des Zusammenhalts. Wir setzen einen Maibaum und keine Mauer, um den Menschen, die die Zukunft positiv gestalten möchten, einen Weg zu zeigen.“
Peter Joppen hatte seinerzeit als Vorster Vize-Bürgermeister die Städtepartnerschaft mit ins Rollen gebracht. Er begrüßte die Anwesenden auf Flämisch und sagte: „Es erfüllt mich schon ein wenig mit Stolz, wenn ich auf die zehn Jahre zurückblicke. Am 14. Oktober 2006 hatten wir seinerzeit in Vorst gesagt: Wir geben Frieden und Verständigung ein Gesicht. Daraus hat sich ungeheuer viel entwickelt. “
Die inoffizielle Freundschaft zwischen Vorst und Vorst ist schon sehr viel älter als zehn Jahre. Genau genommen geht sie auf eine Initiative der WZ-Redaktion aus dem Jahr 1978 zurück. Diese kam damals auf die Idee, nach namensgleichen Gemeinden im benachbarten Ausland zu suchen. Und Vorst gab es sowohl in den Niederlanden als auch in Belgien. Im niederländischen Vorst bestand jedoch kein Interesse an einer Zusammenarbeit: Anfragen blieben ohne Antwort.
Anders in Belgien. Die Idee, ein Porträt über die namensgleiche Ortschaft zu veröffentlichen, wurde dort freudig begrüßt. Der Bürgermeister sprach am Telefon die Einladung aus. Auf den Weg machten sich wenig später Friedhelm Reimann als Fotograf, Jürgen Lemke als Schreiber und Johannes Fruhen, seinerzeit Ortsbürgermeister in Vorst und Experte in Sachen Vörschter Platt. Dessen Hilfe war Gold wert, wie sich später herausstellte.
In Friedhelm Reimanns Simca und mit einer groben Wegbeschreibung („Autobahn, kurz vor Antwerpen“) ging es los. „Wir wussten, dass auch das belgische Vorst kurz zuvor eingemeindet worden war, fuhren trotzdem an der Ausfahrt Lakdaal vorbei und drehten eine Runde durch Antwerpen“, erinnerte sich vor zehn Jahren der mittlerweile verstorbene Jürgen Lemke.
In Vorst angekommen, machte der Bürgermeister selbst den Fremdenführer und zeigte den Deutschen die Gemeinde mit dem Schwerpunkt Vorst. Die Rundfahrt endete vor einem schlossartigen Gebäude, wo der Gemeinderat an einer festlich gedeckten Tafel wartete. „Unser Flämisch war damals ähnlich schlecht wie heute. Allein Johannes Fruhen kam mit seinem Platt bestens zurecht“, berichtete Jürgen Lemke im Rückblick.
Ostern 1978 erschien in der WZ der Bericht über die Reise. Überschrift: „Von Vorst nach Vorst nur zwei Stunden Fahrt“. Aus dem beidseitigen Wunsch, in Kontakt zu bleiben, entwickelten sich rege Verbindungen von Vorst nach Vorst. Was vor zehn Jahren zur besiegelten Freundschaft führte.
Diese wird bis heute gepflegt. Es gibt gemeinsame Karnevalswagen, regelmäßige Treffen der Grundschulen und Zeltlager der Pfadfinder. „Dieses Jahr werden die Belgier zu den Acker-Olympics bei uns in Vorst erwartet“, berichtete Peter Joppen. Sein Kollege vom Partnerschaftskomitee aus Belgien, Jan Nysmans, führte die Liste fort: So sei vom Tennis, über Bogenschießen, über die Malerei, über die Chöre, Bierproben, Wanderungen und gemeinsame Weihnachtsfeste ein vielfältiges und festes Netz der Kontakte und Freundschaften entstanden.