St. Tönis „Die Bebauung wäre eine Schnapsidee“

Sollen auf dem Pastorswall Häuser entstehen? Die meisten St. Töniser haben zu dieser Frage eine ziemlich klare Meinung: Sie halten es für unnötig. Das Team der Rollenden Redaktion fing Meinungen ein.

Foto: Friedhelm Reimann

St. Tönis. Die Aufregung ist groß, nicht nur bei den Anwohnern. Soll der Pastorswall zwischen Kirchstraße und Spielplatz bebaut werden? Diese Frage hatte bereits die Politik beschäftigt und am Donnerstag hat die WZ sie an ihrem Umfrage-Mobil gestellt. Die Resonanz war riesig. Nicht zuletzt deswegen, weil viele einen Verlust an grüner Fläche befürchten.

Foto: Kurt Lübke

Als erster erscheint Rolf Schumacher, betroffener Anwohner und Ehrenvorsitzender des Heimatbundes: „Ich habe gelesen, dass die CDU sich schon etwas zurückgenommen hat. Da haben die Diskussionen schon Wirkung gezeigt. Die CDU ist auf einem guten Weg.“ Wenn das jetzt so weitergehe, sei das Vorhaben schon bald beerdigt, ist der Rentner überzeugt.

Anneliese König vertritt die Meinung, dass lieber „auf freiem Feld“ als mitten in der Stadt gebaut werden sollte. „St. Tönis sollte eher an den Rändern wachsen.“ Das sagt auch Helmut Stark. Den früheren Anwohner der Kirchstraße ärgert zudem, dass „mit zweierlei Maß gemessen“ werde, sollte es zur Umsetzung der Pläne kommen. Denn als er selbst vor etlichen Jahren in dem nun diskutierten Bereich zwei neue Garagen habe bauen wollen, seien seine Anträge dafür abgelehnt worden.

Ein Anwohner, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, spricht von einem „Geschmäckle“. Hier werde etwas mit einem bestimmten Hintergedanken betrieben. „Mir fehlt die Transparenz.“

Als „Neubürgerin der schönen Apfelstadt St. Tönis“ stellt sich Anke Leven an der Rollenden Redaktion vor. Ihre Meinung: „Ich finde es nicht schön, dass in der Stadt das letzte Stückchen Grün bebaut werden soll.“ Ihre Nachbarin Lieselotte Wiesener stimmt dem zu. Sie habe die entsprechende Protest-Liste bereits vor 14 Tagen unterschrieben. Auch Marlies und Eckehard Petsch wollen unterschreiben, wie das Ehepaar erzählt.

„Ich bin strikt dagegen“, macht Albert Brummer unmissverständlich klar. Seine fünf Enkel hätten alle in der Grünanlage zwischen Pastorswall und Dammstraße gespielt. Er befürchtet Klagen gegen Kinderlärm durch die Bewohner der neuen Häuser.

Grundsätzlich habe er nichts gegen das Projekt, sagt Gerd Peters. „Andere Leute wollen schließlich auch in St. Tönis wohnen.“ Doch auch er äußert Einschränkungen: Der Spielplatz und der Grüngürtel sollten nicht angetastet werden.

„Ich habe das von Rolf Schumacher gehört“, erklärt Marga Lingel, die vor einem Jahr an die Kirchstraße gezogen ist. „Wir würden zugebaut, wenn das vergammelte Grundstück von Herrn Hambloch bebaut wird. Wehret den Anfängen!“ Ehemann Herbert Lingel schlägt in die gleiche Kerbe. „Wenn dort die Straße vorbeilaufen soll, müsste man Stücke vom Spielplatz und vom Grün wegnehmen“, warnt er. „Und das alles im Interesse eines Bauunternehmers?“

Joachim Zühlke wohnt an der Bahnstraße, kann sich eine Bebauung am Pastorswall aber nicht vorstellen. „Für die Kinder wär’s eine Katastrophe.“ Irmgard Valentin, Ur-St. Töniserin, erklärt: „Das war früher schon mein Schulweg. Eine Bebauung wäre eine Schnapsidee.“

„Es geht erstmal um das Planfeststellungsverfahren“, erklärt Günter Körschgen, der für die CDU im Planungsausschuss sitzt. Aufgabe sei es zunächst einmal, einen Plan zu entwickeln und nicht „die voreilige Meinungsbildung“.

„Schwieriges Thema“, findet Kurt Fruhen. Die Sache mit dem Bodendenkmal könne er nicht verstehen. Verständnis hat er für die Anwohner, deren Grundstücke zugebaut würden. „Auf der anderen Seite kann ich nachvollziehen, dass Menschen in Stadtnähe ziehen möchten. „Etwas Grün muss man doch haben“, findet Manfred Andre aus Uerdingen.

Peter Lambertz, UWT-Politiker, schimpft: „Wenn die Verwaltung sich vorher mal erkundigt hätte, was und wen sie da vor sich hat, hätte sie diese Planung nie vorgelegt.“ Auch Erna Bollmann ärgert sich: „Ich finde es nicht korrekt, was da abgeht. Warum muss man das letzte Grün in einer Stadt wegmachen?“ Immer mehr Leute, die Geld hätten, versuchten, ihre Ziele durchzusetzen. „Was soll das?“ Das fragt Hermann Beye. „Hier wird die grüne Lunge des Ortes kaputt gemacht.“

„In der Denkmalliste der Stadt Tönisvorst ist der Wall als Denkmal eintragen“, sagt Wilfried Noetges. Und schießt scharf hinterher: „In dem Bereich eines ausgewiesenen und offenbaren Bodendenkmals, darf es keine weiteren „Baufenster“ für Idee und Absicht geben. Und nicht nur am Rande gefragt. Wer schützt die Eigentümer? Wer schützt St. Tönis vor galoppierenden Projektentwicklern und deren Architekten, denen es nach Gusto gefällt, dem Ortskern von St. Tönis seine wenig verbliebenen historischen Strukturen zu nehmen.“