Baudenkmal in Neersen Kapellenpark an Klein-Jerusalem soll aufgewertet werden
Neersen · In der Vergangenheit wurde der Park um die Kapelle Klein-Jerusalem in Neersen etwas vernachlässigt. Nun soll mit viel persönlichem Einsatz und gut 350.000 Euro der Park wieder ertüchtigt werden.
Wenn der Kirchenvorstand und die Verantwortlichen der IG Klein-Jerusalem in „ihrer“ Kapelle unterwegs sind, ist die Liebe spürbar, die sie für das über 350 Jahre alte Bauwerk empfinden. Uwe Schummer, Wolfgang Peter und ganz besonders Heinrich Verhalen sprechen über das alte Gebäude mit seinem Park wie über einen alten Freund. Verhalen ist dabei ein wandelndes Lexikon. Zu jedem Stein, jeder Bank, jedem Pinselstrich scheint er etwas sagen zu können. Der Redefluss des heimlichen Baumeisters der aktuellen Arbeiten ist schwer zu bremsen, was aber nicht negativ ist, denn er verfängt, fesselt, reißt mit.
Im Innern der Kapelle blüht er richtig auf, erzählt zu den nachgebildeten Orten aus Jerusalem und Bethlehem allerlei Interessantes. Doch der Fokus der Drei richtet sich aktuell auf den Außenbereich. „Wir haben in den vergangenen Monaten bekanntlich mit viel ehrenamtlicher Hilfe vor allem der Schützen bereits viele Arbeiten erledigt. Dabei ist etwas kompliziert, dass mittlerweile auch der Park ein Denkmal ist. Damit muss, etwas übertrieben gesagt, jeder geschnittene Grashalm mit der oberen und unteren Denkmalbehörde abgestimmt werden. Wir sind hier aber in sehr gutem Austausch“, erzählt Peter augenzwinkernd.
In der Südost-Ecke des Parks soll eine Toilettenanlage entstehen
Eine der Hauptarbeiten der Helfer war dabei der Rückschnitt der Hecke. „Dadurch ist jetzt der Blick auf die Kapelle wieder freier, sie wirkt besser auf Passanten“, schwärmt Peter. Doch es wird auch offenbar, dass die Gewächse etwas ausgedünnt sind. Speziell an der Ostseite muss eine neue Hecke gesetzt werden. Das solle unbedingt geschehen. „Die Hecke steht symbolisch für Säulen, die in Jerusalem seit 440 nach Christus rund um den Tempel stehen. Darum sind sie in der Tat ein wichtiger Teil der Kapelle“, weiß Verhalen zu erzählen. Vor den Hecken, in der Südost-Ecke des Parks, soll außerdem eine Toilettenanlage entstehen. „Wir wollen mehr Veranstaltungen machen und dafür brauchen wir entsprechende Kapazitäten. Beim Lichterfest im November beispielsweise erwarten wir extrem viele Besucher. Dafür sind ausreichende Toiletten wichtig“, betont er. Aber auch Pilger, die die Kapelle aufsuchen, müssten adäquat versorgt werden, fügt Schummer hinzu. Für die Anlage veranschlagen die Verantwortlichen rund 150 000 Euro.
Weitere 200 000 Euro soll die Zuwegung maximal verschlingen. „Der aktuelle Kiesweg ist für Menschen im Rollstuhl oder mit Rollator schwer zu bewältigen. Darum wollen wir die Wege möglicherweise komplett, zumindest aber im Bereich vom Eingang zum Außenaltar, plattieren. Dafür und für weitere Arbeiten fiele der Betrag an“, sagt Schummer.
Der Außenaltar soll
aufbereitet werden
Vor der Toilettenanlage sollen dann noch große Steine in einer Art Sitz-Halbkreis aufgebaut werden. „Das soll eine Art Ruhezone speziell für Pilger werden. Es gibt viele Menschen, die auch aus weiteren Entfernungen her kommen. Von unseren rund 6000 Besuchern im Jahr sind etwa 2500 religiös motiviert. Ihnen wollen wir einen Ort der Ruhe mit Blick auf Außenaltar und Kapelle bieten“, erläutert Verhalen. Und auch der Außenaltar selbst soll aufbereitet werden. „Bei den Figuren wird das schwierig. Sie allein zu reinigen könnte sie beschädigen. Hier müssen, wenn überhaupt, Experten ran. Aber den Sockel und die Treppenstufen, die einige Schäden aufweisen, wollen wir reparieren. Das wird zwischen 5000 und 6000 Euro kosten“, erläutert Peter.
So soll die Kapelle immer weiter ertüchtigt werden. „Sie ist eines der historischen Highlights Neersens, ja ganz Willichs. Wir wollen sie zu dem integrativen Ort machen, der sie sein kann und zum zweiten Aushängeschild neben dem Schloss“, betont Verhalen.
Finanziert werden sollen die Arbeiten einerseits durch das Bistum Aachen, das beispielsweise 60 Prozent Beteiligung an den Toiletten (90 000 Euro) bereits zugesagt habe. „Der Rest läuft über Spenden. Allein die Schützen sammeln hier seit vielen Jahren eifrig Geld“, sagt Peter. So wollen sie das bald vier Jahrhunderte alte Gebäude ein Stück weit in die Neuzeit
holen.