Traditionsgeschäft Gartz in Neersen Statt Jaucheschöpfern gibt’s moderne Küchengeräte

Neersen · Das Neersener Haushalts- und Eisenwarengeschäft Gartz feiert das 70-jährige Bestehen. Egidius Gartz gründete das Geschäft seinerzeit, Sohn Thomas Gartz führt es weiter.

Das Haushalts- und Eisenwarengeschäft Gartz in Neersen gibt es seit 70 Jahren. Mutter Elisabeth ist auch mit 94 Jahren noch dabei, zusammen mit Sohn Thomas und seiner Frau Sylvia..

Foto: Norbert Prümen

Auf den 18. März blicken Thomas Gartz und seine Mutter Elisabeth Gartz voller Freude. Es ist das Datum, an dem sich vor nunmehr 70 Jahren die Türen des Groß- und Einzelhandelsgeschäftes mit Eisenwaren, Industrie-Bedarf-Hausrat und Porzellan an der Virmondstraße 20 in Neersen zum ersten Mal öffneten. „Das erste, was ich an diesem Tag verkauft habe, waren ein Seiher und eine Spülschüssel“, erinnert sich Elisabeth Gartz.

Mit einem Lächeln denkt die 94-Jährige an die Anfänge zurück, als ihr Mann sich mit dem Geschäft selbstständig machte. „Es war sein Traum gewesen. Ich war gelernte Schneiderin und hatte von der Materie keine Ahnung. Daher war ich zuvor drei Monate in einem Düsseldorfer Geschäft tätig, um dort mit dem Einzelhandel vertraut zu werden“, erzählt Elisabeth Gartz. Sie war für das Ladenlokal zuständig, während ihr Mann Egidius die Firmen mit den Eisenwaren belieferte.

Neben dem Geschäft kümmerte sie sich zudem um die Familie mit den sechs Kindern. Einfach seien gerade die Anfänge nicht gewesen, aber sie und ihr Mann hätten alles gemeinsam gestemmt, sagt die Neersenerin. Ein weiterer Meilenstein in ihrer gemeinsamen Einzelhandelsgeschichte war 1965 der Umzug in größere Räumlichkeiten an der Virmondstraße 15, wo das Geschäft auch heute noch zu finden ist. Genau dem alten Geschäft gegenüberliegend hatten die Gartz damals gebaut. „An unserer ersten Adresse hatten wir die Waren im Keller, auf dem Speicher und im Schuppen stehen. Es war einfach nicht genug Platz da“, berichtet Elisabeth Gartz.

Thomas Gartz kann sich so noch gut daran erinnern, wie er als Kind die unhandlichen Hühnertränken, die es damals in einer langen und einer runden Variante gab, vom Speicher holen musste, wenn der Artikel gewünscht war. An die Produkte wie den Jaucheschöpfer, auf Platt „Sägschöpp“ genannt, den Kohleneimer samt Schaufel und die Ofenrohre kann er sich ebenfalls noch gut erinnern.

Für ihn stand nach einem Praktikum in einem Süchtelner Eisenwarenlager fest, dass er in die elterlichen Fußstapfen treten wollte. Seine Lehre zum Einzelhandelskaufmann absolvierte er bei der Krefelder Firma Ziellenbach. 1990 stieg er dann bei seinen Eltern ein. Das 50-jährige Bestehen des Geschäftes erlebte Egidius Gartz noch. Auf das 70-jährige wäre er aber sicherlich noch mehr stolz gewesen, ist sich seine Frau sicher.

1954 war der 18. März ein Montag. Das ist in diesem Jahr ebenso der Fall. Was sich durch all die Jahrzehnte gehalten hat: das vielschichtige Angebot des Neersener Haushalts- und Eisenwarengeschäftes. Die „Sägschöpp“ findet man heute allerdings nicht mehr in der Verkaufspalette, und auch den Kohleeimer sucht man vergeblich. Aber die Vielfalt dessen, was Thomas und seine Frau Sylvia Gartz anbieten, wissen die Kunden zu schätzen. Ob man Porzellan, Glaswaren, Töpfe, Pfannen, Wasserkocher, Einkocher samt dem kompletten Zubehör, praktische Haushaltshelfer wie Sparschäler und Küchenmesser oder Backformen sucht: Alles ist vertreten. Die Fliegenklatsche gibt es dort genauso wie die Papierbackförmchen. Leuchtmittel, Batterien, Verlängerungskabel, Schrauben, Dübel, Mehrfachsteckdosen, Handwerksarbeitsmaterial, Gartengerätschaften und Saisonartikel wie jetzt etwa Osterwaren runden das Sortiment ab. „Was nicht da ist, bestellen wir“, sagt Sylvia Gartz. Nicht zu vergessen ist der Schlüsselservice von Thomas Gartz, zu dem moderne Schließsysteme gehören, die der Neersener unter anderem in Neubauten und Industriekomplexe einbaut.

Die alte Holztheke und der hohe Schubladenschrank im Laden stammen noch aus den Anfangsjahren. Auch alte Dokumente sind noch da, etwa die Bescheinigung über die Anmeldung eines Gewerbebetriebes. Thomas Gartz hat viele der alten Dokumente in einer Art Collage zusammengestellt, die er nun ausstellt. „Wir können uns nur ganz herzlich bei unseren Kunden bedanken. Wenn die Kunden uns nicht angenommen hätten, würden wir hier heute nicht stehen und ein Jubiläum feiern. So lange unsere Kunden kommen, bleiben wir auch hier“, betont Thomas Gartz.