Die italienischen Momente

Konzert: Das Mandolinenorchester St. Tönis präsentierte sich in Hochform. Zugleich erinnerte es an seinen Ehrendirigenten.

Vorst. Eine Person stand beim Frühjahrskonzert des Mandolinenorchesters St.Tönis im Mittelpunkt, die gar nicht da sein konnte: Edy Willems, bekannter St.Töniser Musiker, der Ehrendirigent des Mandolinenorchesters war. 20-jährig hatte er 1931 die musikalische Leitung übernommen das das Dirigat 1971 in jüngere Hände gegeben.

Insbesondere die großen Konzerte in den 50er und 60er Jahren im Saal Wirichs machten ihn unvergessen. Letzte Woche Dienstag war Willems 96-jährig verstorben. Sein Dirigentenständer nebst Stimmgabel erinnerten während des Konzertes in der evangelischen Kirche Auf Rothenfeld an ihn. Auch das Programm, das ein italienisches Konzert vom Barock bis zur Romantik sein sollte, wurde ein wenig geändert. Mit dem Präludium von Theodor Ritter, das man zum Gedenken an Willems spielte, stieg das Ensemble ein. Zahlreiche Freunde der Zupfmusik - nicht nur aus Vorst und St.Tönis - waren gekommen.

Die Barock-Musik zu Beginn wollte zunächst so gar nicht die italienische Leichtigkeit passen, die insbesondere die Mandoline in der Lage ist, auszudrücken. Fesselnd war der Vortrag dennoch, wofür insbesondere Anne Wolf verantwortlich war. Die gerade erst 20 Jahre alte Solistin, die neben vier Bundessiegen bei "Jugend musiziert" auch schon Preisträgerin internationaler Wettbewerbe wurde, zeigte, was auf einer Mandoline alles möglich ist.

Auf dem Nachbau einer Barock-Mandoline, die doppelt bespannt ist, zog sie mit Filippo Saulis "Partita Nr. 3" das Publikum in ihren Bann, und ließ sich beim Concerto von Carlo Arrigoni vom Mandolinenorchester unter der Leitung von Rolf Labusch begleiten. Die italienischen Gefühle kamen mit den romantischen Stücken auf, die trotz des Regenwetters ein wenig Sonne ins Kirchenschiff holten. Bei denen aber auch die Leichtigkeit der Mandoline in den Vordergrund gestellt wurde - sowohl vom Mandolinenorchester als auch von der Solistin. Gemeinsam bestritt man auch das Ende des Programms, das vom venezianischen Karneval geprägt war. Bei "Carnevale di Venezia" von Carlo Munier wurde das Publikum mit Fantasien und Variationen über diese Art des Karnevals in die Bucht von Venedig entführt - bevor es wieder ins niederrheinische Schmuddelwetter entlassen wurde.