Eine Lust, sich vorlesen zu lassen

Rolf Fuchs kennt die genaue Zahl seiner Lesungen wohl selbst nicht. Jetzt zog er in Schiefbahn 50 Zuhörer in seinen Bann.

Schiefbahn. Gelassen kommt er daher. Macht kein großes Aufheben von sich und dem, was er bietet. Die Rede ist von Rolf Fuchs, der am Wochenende im Kaffee Art rund 50 Zuhörer literarisch auf das Osterfest einstimmt.

Das Programm trägt den Titel "Ach, Du dickes Ei" und bringt Texte von Erich Kästner und Kurt Tucholsky, von Wilhelm Busch und Joachim Ringelnatz. Von Loriot und Robert Musil, von Hans Magnus Enzensberger, Robert Gernhardt, Heinz Erhardt, Jo Hans Rösler und Walter Benjamin. Der ältere Mann mit den langen grauen Haaren stellt sich einfach an den Stehtisch und fängt an zu lesen. Ein paar Texte, und er ist so locker, dass das alles flüssig läuft, mit natürlicher, nicht übertriebener Betonung kommt ihm das alles von den Lippen, an denen seine Zuhörer hängen.

Sie genießen es einfach, sich vorlesen zu lassen. Eine Kunst, die im Zeitalter des aufwändig gestylten Fernsehens mit Sound und Lichteffekten und allerlei Schnickschnack ausgedient haben könnte. Wenn, ja wenn das Programm nicht doch etwas wäre zur Förderung der Bulimie-Krankheit und eine lebendige warme Stimme etwas anderes als das, was aus den Lautsprechern kommt. Und so freuen sich die Schiefbahner über die Alternative, und nehmen sie gerne an.

"Heute ist wenig los", sagt die Wirtin Helga Warminski. "Das liegt wahrscheinlich am Ferienbeginn." Acht Euro Eintritt nimmt sie für ihre monatliche Veranstaltung. Eine Kraft hilft ihr, die Gäste mit Trinkbarem zu versorgen.

Rolf Fuchs ist ein alter Fuchs in Sachen Vorlesen. Mehr als 500 Lesungen hat er allein als Frühstückslesung in Düsseldorf im Schnabelewopski, dem Heine-Geburtshaus an der Bolkerstraße gemacht, immer sonntags zum Frühstück. Seitdem das legendäreCafe geschlossen ist, ist er aufs Arcari am Carlsplatz ausgewichen.

Auch hier hat er eine Stammgemeinde von mindestens 50 Zuhörern. Rund 40 Bücher liest er, wenn er ein neues Programm zusammenstellt. Das ist zwar viel Arbeit, aber dadurch kann er seine Programme sehr schnell variieren. "Bei mir hören sie niemals dasselbe", sagt er. Mehr als 30 Programme hat er in der Hinterhand.