Ausstellung in der RSE Willich Beeindruckender Blick auf jüdisches Leben zur NS-Zeit
Willich · Eine stark biografisch geprägte Ausstellung über jüdisches Leben in Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus‘ ist in der Robert-Schuman-Schule zu besichtigen.
(tre) Die Geschichte von Fred Voss, der im Alter von 92 Jahren sein Abitur gemacht hat, regt zunächst zum Schmunzeln an, nicht aber die dahinter. Sie wird auf zwei Roll-Ups erzählt. Der 1920 geborene Voss war jüdischer Herkunft und ein Opfer des Nationalsozialismus‘. Statt Abitur und seinem Traum Arzt zu werden, musste er die Schule abbrechen und eine Lehre zum Weber beginnen. In der Reichspogromnacht entging er nur knapp seiner Verhaftung, um danach mit seiner Familie über Belgien nach England und weiter in die USA zu fliehen.
Ein jüdisches Schicksal und nicht das einzige, das derzeit in der Aula der Robert Schuman Europaschule (RSE) erzählt wird. In der Willicher Gesamtschule ist die Wanderausstellung „We, the Six Million“ eingezogen.
Der Holocaustgedenktag wird erstmals an der Schule angeboten
Sie beschäftigt sich mit Lebenswegen von Opfern der Shoah aus dem westlichen Rheinland. „Das ist das Besondere an der Ausstellung. Es sind Menschen, die hier in der Nähe gelebt haben und damit verdeutlichen, was vor der eigenen Haustür stattgefunden hat“, sagt Schulleiter Christoph Riedl, der die Ausstellung an die RSE holte. Sie gehört zum Programm des erstmals in der Schule angebotenen Holocaustgedenktages.
Insgesamt sind es 40 Roll-Ups, die im Forum aufgestellt sind. Die antijüdischen Maßnahmen, angefangen beim Boykott von Geschäften im April 1933, über das Reichsbürgergesetz und die Reichspogromnacht bis hin zu Morden, sind genauso dargestellt. Dazu kommen weitere Grundthemen, die zusammen einen Eindruck jüdischen Lebens damals bieten. Jedes Grundthema behandelt einen kulturellen und wirtschaftlichen Themenschwerpunkt. Der stark biografisch geprägte Ansatz der Ausstellung ermöglicht jedem Betrachter, Ängste und Gefühle der Betroffenen nachzuempfinden. Auf diese Weise wird ein vertiefter Umgang mit der Vergangenheit ermöglicht und für Diskriminierung und Ausgrenzung sensibilisiert. Die Ausstellung kann, nach kurzer Anmeldung unter 02154 92580, von allen Interessierten kostenfrei bis zum 5. Februar in der Aula der RSE besucht werden.