Für den Karton gibt’s Schelte

Entsorgung: Was darf nicht in die Gelbe Tonne? Die WZ machte den Praxistest bei Wolfgang Schouten.

Tönisvorst. "Das sieht vollkommen in Ordnung aus", sagt Christoph Schreurs nach einem flüchtigen Blick, klappt den Deckel zu und grinst. Der Abfallberater der Stadt Tönisvorst ist heute in heikler Mission unterwegs: Auf Bitte der WZ wirft er einen Blick in eine Gelbe Tonne. Mögliche Fehler beim Befüllen sollen so schonungslos aufgedeckt werden. Hintergrund: Die neue Entsorgungsfirma HML hatte angekündigt, künftig verschärft zu kontrollieren. Was die Sache heute so heikel macht: Die Tonne gehört zum Haushalt von Ordnungsamtsleiter Wolfgang Schouten. Und da wäre es ja durchaus möglich, dass Kollege Schreurs es bei dem flüchtigen Blick belässt.

Doch weit gefehlt. Schon hat er den Deckel wieder aufgeklappt und beschäftigt sich intensiv mit dem Inhalt. Nach knapp zehn Sekunden wird er fündig: Ein Karton aus reiner Pappe, in dem einst Buttergemüse steckte, gehört nicht in die Gelbe Tonne, sondern zum Papierabfall - trotz des aufgedruckten grünen Punktes. Das gilt zum Beispiel auch für Kaffeepackungen: Die Innenfolie gehört in die Gelbe Tonne, der äußere Papiermantel nicht.

"Es gibt immer wieder Zweifelsfälle", weiß Schreurs - und schon hat er einen solchen in der Hand: Plastiktöpfe für Pflanzen. Faustregel fürs Entsorgen: Wenn die Pflänzchen anschließend in den Garten kommen, ist das Plastik eine Verkausfverpackung, die zum Grünen Punkt gehört. Stecken aber Zimmerpflanzen im Topf, ist es Restmüll. "Zur Sicherheit also immer in die Graue Tonne", empfiehlt Schreurs.

Jetzt wird es ernst für Wolfgang Schouten: Der Abfallberater fischt einen Pizzakarton aus der Tonne. "Ich weiß, ich weiß, der gehört hier nicht rein", räumt der Ordnungsamtschef eilig ein. Schreurs gibt ihm Recht. Und erläutert: Ist der Karton sauber, darf er zum Papierabfall, hängt noch reichlich Käse am Deckel, gehört er in den Restmüll.

Der Rest in Schoutens Tonne sieht gut aus: Zwar steckt hier und da mal ein einzelnes Papier-Küchentuch zwischen leeren Milchtüten und Plastikbechern, doch "deswegen wird kein Entsorger die Tonne stehen lassen", sagt Schreurs. Er selbst ist dafür, dass es solche Kontrollen häufiger gibt. Denn leider gebe es Zeitgenossen, die ihren halben Hausmüll über den Gelben Sack entsorgten - Fleischabfälle und gebrauchte Windeln eingeschlossen.

Wolfgang Schoutens Familie hat (fast) alles richtig gemacht. "Wenn es überall so aussähe, wäre ich glücklich", sagt Schreurs und klappt die Tonne wieder zu.