Schiefbahn. Im Kindergarten an der Robert-Koch-Straße hing am Wochenende die blaue Fahne mit der weißen Pfadfinderlilie. Aus gutem Grund: Der Stamm St. Hubertus Schiefbahn der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg feierte sein 75-jähriges Bestehen. Vorsitzender Kai Stempel und seine Stellvertreterin Anna-Maria Marx ließen die Geschichte Revue passieren - so gut es ging, denn aus den Anfangszeiten sind nur ganz wenige Dokumente übriggeblieben.
Auf einem der ältesten Fotos - es stammt aus dem Jahre 1935 - sind einige so genannte Wölflinge bei einem Indianerlager auf dem Gelände des heutigen St. Bernhard-Gymnasiums zu sehen. Mit dabei: Jacob Frantzen, Jacob Stocks sowie Josef und Karl Gerkhausen. Die kleine Ausstellung macht deutlich, dass es während der Nazi-Zeit gefährlich war, sich als Pfadfinder zu outen.
Gute Zeiten - schlechte Zeiten: Nach dem Krieg erlebten die Pfadfinder des Jubiläumsstammes eine Renaissance. Dann jedoch ließ das Interesse spürbar nach, die Aktivitäten ruhten von 1975 bis 1980. Clemens Nilges regte 1980 einen Neuanfang an, 15 Leiter bildeten sich ein Jahr lang fort, um dann so richtig durchzustarten.
Jürgen Marx erinnert sich: "1998 hatten wir die höchste Mitgliederzahl - 250." Der Stamm sei anschließend gesund geschrumpft auf 110 Mitglieder, davon 80 Jugendliche - rund die Hälfte davon Mädchen und junge Frauen. Normalerweise sei die Pfadfinderkarriere, die bei den Wölflingen beginnt, mit 21 oder 22 Jahren zu Ende. "Wir bieten jedoch eine Gruppe für die Alt-Rover an", so Jürgen Marx. Der Genuss, Gemeinschaft zu erleben, muss also nicht mehr abrupt enden.
Für die Pfadfinder in ihren khakifarbenen Hemden heißt es längst nicht mehr "Jeden Tag eine gute Tat." "Allzeit bereit" ist ihr aktuelles Motto. Bereit waren auch die Sänger des Männergesangvereins Eintracht Schiefbahn: Sie gestalteten den Gottesdienst mit. Als die Lieder "Das Lilienbanner wehet" und "Nehmt Abschied, Brüder", ertönten, dürfte jeder erahnt haben, dass das Pfadfindersein im 21. Jahrhundert nichts von seinem Reiz verloren hat, geht es doch um klassische Tugenden. rudi