Gabriele Boss: Zeit für Rosen und Reisen

Ihre Schulzeit neigt sich dem Ende zu: Gabriele Boss scheidet nach fast vier Jahrzehnten aus dem Kollegium der Willi-Graf-Realschule in Schiefbahn aus.

Schiefbahn. Gabriele Boss pflegt ihre innige Beziehung zu Zahlen. „Ich bin insgesamt 300 000 Kilometer zur Schule gefahren.“ In 40 Dienstjahren, davon 38 und ein halbes im Kollegium an der Schiefbahner Realschule, hat die Neusserin bewegte Zeiten erlebt.

Eigentlich habe sie Innenarchitektin werden wollen, erzählt sie. Ihr habe es aber an künstlerischem Talent gefehlt. Die Großmutter riet zur Schullaufbahn: „Werde Lehrerin, das ist sicher.“

Heute, vier Jahrzehnte und tausende Schülerbegegnungen in Französisch-, Englisch- und Mathematikstunden später, weiß Gabriele Boss, dass sie damals den richtigen Berufsweg einschlug, dem schwierigen Start im Referendariat und den Phasen „der Schulmüdigkeit zwischen 40 und 50“ zum Trotz: „Es war nie langweilig. Der Kontakt zu Menschen ist mir sehr wichtig. Ich könnte nie nur mit Papier arbeiten.“

Ihren Stil beschreibt die Lehrerin Gabriele Boss als „eher unkonventionell, aber konsequent“. Meistens sei es in ihrem Unterricht lustig gewesen. „Und gelernt haben die Schüler auch etwas.“ Die Kinder von heute seien kaum anders als die ihrer ersten Berufsjahre. „Ich sehe manchmal die Schüler meiner ersten Klasse vor mir. Da lag auch ein Mädchen vor lachen unter dem Klavier.“

Sie hat festgestellt, dass Kinder nicht mehr so experimentieren dürften wie früher. „Ein Elfjähriger funktioniert aber nicht immer.“ Unterschiede sieht sie bei den Eltern. „Früher standen sie mehr hinter uns Lehrern.“

Im Sommer verlässt Gabriele Boss das Kollegium, beginnt die unterrichtsfreie Zeit der zweieinhalbjährigen Altersteilzeit. Sie hat sich bereits ehrenamtlichen Aufgaben in Neuss zugewandt, ist als sachkundige Bürgerin im Kulturausschuss tätig. Langeweile fürchtet Gabriele Boss nicht.

„Endlich nicht mehr früh aufstehen“, freut sie sich darauf, dass der Wecker werktags nicht mehr klingeln muss. Und sie sehnt sich nach Urlaubsfahrten außerhalb der Schulferien, gern nach Italien. Oder Gartenreisen. Die Frau ist ein Rosenfan, hegt im eigenen Garten 150 Rosensträucher.

Der baldige Abschied von der Schule werde aber auch zusehens von Wehmut begleitet, bekennt Gabriele Boss, die viele langjährige Weggefährten im Kollegium hat. Zu Ehemaligentreffen der Schiefbahner ist die Neusserin aber auch immer gern gefahren.