Gehmeditation: Stress Schritt für Schritt abbauen

Gehend und atmend der Entspannung entgegen: Marianna Grüters führt in die Übungen einer „Gehmeditation“ ein.

Foto: Friedhelm Reimann

Schiefbahn. Die Heimat- und Geschichtsfreunde Willich gehören als Verein dem Tauschring an. Wie Marianna Grüters aus Anrath auch. Am Samstagnachmittag begegneten sich die Tauschringmitglieder am Museum „Kamps Pitter“. Es war der Ausgangspunkt zu einem besonderen Austausch: Die 66-Jährige bot einen Schnupperkurs in Gehmeditation an.

Ein kurze theoretische Einführung gab es zwischen historischen Exponaten im Museum. An der frischen Luft folgte dann die Praxis — und die Erkenntnis, dass es gar nicht so leicht ist, den Atemrhythmus dem Schrittrhythmus anzupassen: Das war nämlich die erste Übung.

Die Betriebswirtin, die eine Coaching-Praxis in Anrath hat, unterstützt vor allem Menschen, die eine berufliche Veränderung anstreben. Rolf Born, der Leiter des Tauschrings, hatte sich zwar auch kurz blicken lassen, aber die Kunst der Gehmeditation wollten nur ein knappes Dutzend Frauen lernen. Das ist aber kein Naturgesetz: „In meinen Kursen für die Volkshochschule Viersen waren auch Männer“, sagte Marianna Grüters.

Sie erzählte, wie sie selber zur Gehmeditation gekommen war: „Vor zehn Jahren — mir fehlten damals Energie und Konzentrationsvermögen — war ich darauf gestoßen. Ich habe eine Form der Alltagsmeditation daraus entwickelt.“

Im Mittelpunkt steht die Bewegung in Stille und Abgeschiedenheit. Das Gute an dieser Art der Entspannung: Man braucht keinerlei besondere Ausrüstung und kann diese Form der Meditation überall praktizieren. „Ich meditiere schon sehr lange“, verriet eine Teilnehmerin.

Mara Ring, die vor kurzem im Heimatmuseum über die Geschichte des Bügeleisens gesprochen hatte, erzählte: „Ich habe eine stressig Zeit hinter mir.“ Gehmeditation sei da vielleicht eine gute Sache.

Marianna Grüters mahnte, geduldig zu sein: „Wie jede andere Meditation muss man sie erlernen, sonst klappt es nicht.“

„Ich bin mir nicht ganz sicher, wie mein Rhythmus ist“, sagte eine Teilnehmerin. „Wir tun jetzt immer das, was wir sonst unbewusst tun, bewusst“, erklärte Marianna Grüters ihren geduldigen Schülerinnen.

Drei Schritt einatmen, zwei Schritte ausatmen — das könne der richtige Rhythmus sein, sei aber individuell unterschiedlich. Die Vertiefungsübung beinhaltete auch Rückwärtsgehen im Rhythmus. Schritt drei: Eine positive Affirmation („Bejahung“) finden, mit der inneren Stimme sprechen und während des Gehens möglichst die Silbenzahl der Wörter mit der Schrittzahl synchronisieren.

Es sollte noch komplizierter werden: Handbewegungen mit den positiven Affirmationen im Schrittrhythmus koordinieren — und Variationen mit Rückwärtszählen ab 99 — Einatmung ungerade Ziffer, Ausatmung gerade Ziffer — das verlangte den Teilnehmerinnen einiges ab. Aber bekanntlich macht ja Übung den Meister — in diesem Fall die Meisterin.