Neubaugebiet Vorst-Nord Grabreste im Kreisgraben gefunden

Vorst. Die Kölner Archäologin Melanie Eigen strahlt, Fotograf Wolfgang Kaiser schaut skeptisch. Die besonderen Funde, die das Team von Archbau im Neubaugebiet Vorst-Nord in den vergangenen zwölf Tagen gemacht hat, sind wissenschaftlich spektakulär, nur vorzeigbar ist wenig.

Foto: Wolfgang Kaiser/Stadt

Die materielle Fundlage an Scherben und Gerät ist eher mager.

Foto: Wolfgang Kaiser/Stadt

Trotzdem wird Vorst sich in der Literatur einen Namen machen. Denn dieser Ringgraben, der jetzt im Durchmesser von knapp 20 Metern in Gänze offengelegt ist, ist nicht nur geheimnisvoll, sondern auch einmalig. Vor allem, nachdem die Archäologen unter Leitung von Melanie Eigen eine Bestattung exakt in der Mitte der Kreisanlage fanden, können Mutmaßungen wie ein Pferch für Tiere ausgeschlossen werden.

Von der Bestattung in der Mitte des Kreises ist der Leichenbrand mit kalzinierten Knochenteilen aufgetaucht, Grabbeigaben sind keine gefunden worden. Trotzdem: Aufgrund des solitären Grabes und besonderen Ringes muss es sich um ein Grab eines höhergestellten Toten handeln. Ähnliche Ringe mit Gräbern finden sich kaum in Norddeutschland. Es mit dem hessischen Fundort des Keltenfürsten von Glauberg zu vergleichen (siehe Kasten), wäre verfrüht. Archäologin Melanie Eigen kann auch ein Hügelgrab an dieser Stelle nicht bestätigen. Weitere Querschnitte und Vergleiche mit den Geoschnitten werden aufzeigen, ob es an dieser Stelle Erdbewegungen gegeben hat. Aber auch eine Flachbestattung ist möglich, wobei der Ringgraben immer noch rätselhaft bleibt.

Im Moment erscheint es so, als ob der Ring an zwei Stellen unterbrochen wurde, eventuell für einen Durchgang? Wer dort bestattet wurde, lässt sich nicht mehr feststellen. Bei diesem „Fürsten von Vorst“, wie scherzhaft spekuliert wurde, handelt es sich um eine eisenzeitliche Grabstätte, ein Zeitraum von 800 vor Christus bis zur Zeitenwende. Der Keltenfürst, der als Sandsteinfigur in Glauberg gefunden wurde, wird ins 5. Jahrhundert datiert.

Wissenschaftlich ebenso spektakulär sind die Funde einer praktizierten Eisenverhüttung in Vorst. Gefunden wurde bisher eine Abfallgrube mit Schlacke sowie Luppen (Zwischenprodukt), die auch Renneisen oder Eisenschwamm genannt werden. Eine Vielzahl von Luppen konnte gerettet werden, wobei die Archäologen sich nicht erklärt können, wieso diese wertvollen Teile nicht weiterverarbeitet wurden, sondern zusammen mit der Schlacke in der Abfallgrube landeten. Durch schwarze Bodenverfärbung unterscheidet sich die Grube auffallend von der Umgebung. Wenige Meter weiter kann man eine rote Bodenverfärbung entdecken. Sie deutet möglicherweise auf den Rest eines Rennofens aus verziegeltem Lehm hin. Damit ist der Nachweis gelungen, dass in Vorst während der Eisenzeit Eisen verhüttet wurde. Weitere Funde sind wahrscheinlich.