„Ich stand alleine im Dreck“

Die Firma von Jutta Schröer-Ulbricht erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 17 Millionen Euro.

Foto: Kurt Lübke

Tönisvorst. Führungspositionen in der Wirtschaft sind eine Männerdomäne! Männer sind gegen Frauen in Führungspositionen! Über solche Vorurteile kann Jutta Schröer-Ulbricht nur schmunzeln. Die 54-Jährige ist seit rund 26 Jahren geschäftsführende Gesellschafterin der Heinrich Moerschen GmbH am Tempelsweg 1 in Tönisvorst. Und das bedeutet, sie hat sich in einer wirklichen Männerdomäne durchgesetzt — einem Beruf, der technisches Verständnis voraussetzt. Moerschen verkauft Landmaschinen und Gartengeräte sowie Maschinen für die Landschaftspflege und Geräte für die Betriebsreinigung. Hinzu kommen Serviceleistungen wie Reparaturen und Ersatzteile, außerdem ein Beratungs- und Mietservice.

Schröer-Ulbricht hält nichts von der oft vertretenen Meinung, dass Frauen in Führungspositionen weniger Chancen haben. „Wenn die Fähigkeiten und der Einsatz stimmen, stehen Frauen Führungspositionen offen. Das ist dann aber ein Vollzeitjob. Man kann kein Unternehmen halbtags leiten“, sagt die selbstbewusste Firmenchefin.

Sie weiß, wovon sie spricht. Als sie das Familienunternehmen 1989 übernahm, erwirtschafteten 19 Mitarbeiter einen Umsatz von sechs Millionen D-Mark. Heute ist sie Chefin von 44 Mitarbeitern, und der jährliche Umsatz beträgt inzwischen 17 Millionen Euro.

Schröer-Ulbricht hat aber hart arbeiten und kämpfen müssen, bevor sie zur erfolgreichen Unternehmerin wurde. Am Anfang nahm sie keiner ernst, der damalige Verkaufsleiter kündigte und gründete ein eigenes Unternehmen, viele Lieferanten wollten mit ihr nicht zusammenarbeiten, die landwirtschaftliche Kundschaft sprach erst gar nicht mit ihr.

Als ihr Vater 1989 schwer erkrankte und Moerschen nicht weiter leiten konnte, stand er vor der Frage, die Leitung seiner Tochter zu übergeben oder zu verkaufen. „Ich stand damals alleine knietief im Dreck. Anfangs hatten selbst meine Eltern Zweifel an meiner Eignung“, erinnert sich Schröer-Ulbricht. Das spornte die junge Frau mit juristischer Ausbildung zusätzlich an. Sie sagte sich „Jetzt erst recht“ und „gab fürchterlich Gas“. Sie sei dann so langsam reingewachsen in die Arbeit.

Schröer-Ulbricht hat aber durchaus Verständnis für Frauen, die beruflich mit weniger zufrieden sind, weil ein solcher Job eben auch an die Substanz geht. Sie sagt aber auch: „Solange Frauen in Führungspositionen ein öffentliches Thema sind, stimmt etwas nicht.“ Für sie stellt sich die Frage nach der Akzeptanz schon lange nicht mehr.