Willich Im Einsatz an der Autobahn

Mehrere Bundestagsabgeordnete fordern die Verbreiterung von A 61, 52 und 44 auf sechs Spuren. Der Anschluss Münchheide wird ab 2018 ausgebaut.

Foto: Kurt Lübke

Willich. Von den Fahrbahnen her dröhnen die Motoren. Die Luft stinkt nach Benzin und Urin. Nein, einen besonders gemütlichen Ort für ein Pressegespräch haben sich die drei CDU-Bundestagsabgeordneten Uwe Schummer (Kreis Viersen), Günter Krings (Mönchengladbach) und Ansgar Heveling (Rheinkreis Neuss) nicht gerade ausgesucht. Doch genau hier am Rande der Raststätte Cloerbruch-Nord, zwischen Lärmschutzwand und parkenden Lkw-Gespannen, machen sich die Politiker symbolträchtig für einen sechsspurigen Ausbau der Autobahnen 44, 52 und 61 stark.

Es geht um die Abschnitte zwischen dem Kreuz Neersen und dem Kreuz Meerbusch, dem Kreuz Neersen und dem Kreuz Mönchengladbach sowie dem Kreuz Mönchengladbach und dem Kreuz Wanlo. Nach dem jüngsten Entwurf des Bundesverkehrswegeplans findet sich der Ausbau in diesem Bereich nur noch unter „weiterer Bedarf“. Was bedeutet: Das Ganze wird auf die lange Bank geschoben. Die täglichen Staus — insbesondere auf der A 52 — würden damit langfristig erhalten bleiben.

„Ökologisch nicht sinnvoll, wirtschaftlich ärgerlich“, nennt Uwe Schummer das. Und erinnert daran, dass allein in den großen Willicher Gewerbegebieten an der A 44 rund 8000 Menschen arbeiten. Für viele von ihnen gehören die täglichen Wartezeiten im Stau zum Alltag dazu.

Zumindest an der Anschlussstelle Münchheide kommt es in naher Zukunft aber zu einer Entlastung. „Das Verkehrsministerium des Landes hat uns signalisiert, dass noch in diesem Jahr das Planfeststellungsverfahren zum Ausbau der Zu- und Abfahrt auf die Autobahn eingeleitet werden soll“, berichtet der Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, Jürgen Steinmetz. „2018 könnte dann mit dem seit mehr als zehn Jahren erwarteten Bau begonnen werden“, ergänzt Willichs Bürgermeister Josef Heyes.

Unabhängig vom Autobahn-Termin der Abgeordneten hatten Steinmetz und Heyes kürzlich ein Gespräch im NRW-Verkehrsministerium geführt. Der Ausbau der Anschlussstelle, der eigentlich schon vor Jahren beginnen sollte, war mehrfach verschoben worden. Die IHK und die Stadt Willich hätten sich daher wiederholt für diesen Ausbau eingesetzt. „Besonders die Unterfahrung der A 44 auf der L 26 hat sich zu einem Flaschenhals entwickelt, der morgens und abends zu Staus und Behinderungen führt“, erklärt Steinmetz. „Deshalb haben die IHK und wir in den vergangenen Monaten noch einmal große Anstrengungen unternommen, um zu einer Lösung zu kommen“, sagt Heyes. In der Vergangenheit hatte er mehrfach die schleppende Planung kritisiert — so zuletzt im vergangenen Sommer, als der Landesbetriebs Straßen.NRW eine Verschiebung des Planfeststellungsverfahren auf das Jahr 2017 ankündigt hatte.

Zum Termin an der Raststätte Cloerbruch ist Heyes auch gekommen. „Der Verkehr muss besser abfließen“, betont der Bürgermeister. Das Kreuz Neersen sei ebenfalls ein „Nadelöhr“, immer wieder komme es dort zu Staus.

Warum die Ausbau-Pläne im Bundesverkehrswegeplan 2030 nicht mehr länger unter „vordringlicher Bedarf“ (wie noch im Plan von 2003) angesehen werden, können die Bundestagsabgeordneten nicht präzise erklären. Möglicherweise lägen hier unterschiedliche Verkehrszahlen zugrunde, heißt es. Das Hauptproblem sei jedoch, dass die (rot-grün geführte) Landesregierung mit ihrer Planungsarbeit noch nicht weiter gekommen sei. „Das macht die Argumentation nicht einfacher“, sagt Günter Krings, Parlamentarischer Staatssekretär im Innenministerium.

Als kurzfristige Maßnahme wird die Freigabe des Standstreifens auf der A 52 ins Gespräch gebracht. Ziel müsse es aber sein, dass der Ausbau der Autobahnen wieder als „vordringlich“ angesehen wird. Damit würden Staus unterbunden und der grenzüberschreitende Verkehr könne besser fließen. Vor allem der letzte Punkt soll bei der Argumentation im Verkehrsministerium in Berlin zusätzliche Pluspunkte bringen. „Denn dann fließen womöglich auch EU-Zuschüsse“, hofft Krings.

Erst im Herbst fällt die endgültige Entscheidung über den Bundesverkehrswegeplan. Bis dahin bleibt also noch Zeit genug, den zuständigen Minister Alexander Dobrindt (CSU) zu überzeugen. Und sei es durch einen ungemütlichen Ortstermin an der Autobahn.