Jede Menge Einkaufsspaß im Altenheim
Jeden Dienstag öffnet das neue Second-Hand-Lädchen.
St. Tönis. Vor den beiden Kleiderstangen im Gesellschaftsraum des St. Töniser Antoniuszentrums herrscht reger Andrang. Seniorinnen schieben neugierig Kleiderbügel mit Blusen, Pullovern, Jacken und Twinsets zur Seite und begutachten einzelne Stücke. Andere Damen teilen ihre Wünsche Roswitha Wetzurek, Annegret Friedrichs und Annegret Giesen mit, die das Passende suchen.
Eine 92-jährige Bewohnerin des Altenheims, die sich an ihren Rollator stützt, hätte „so gerne ein leichtes Jäckchen, um es über Blusen zu tragen“, wie sie sagt.
Jeden Dienstag verwandelt sich der Gesellschaftsraum des Seniorenhauses nicht nur in eine Cafeteria, sondern auch in einen kleinen SecondHand-Laden mit Damenoberbekleidung und Modeschmuck. Die Idee dazu brachte Annegret Friedrichs in die St. Töniser Einrichtung. „Ich hatte ein solches Angebot in einem Krefelder Altenheim kennengelernt und fand die Idee toll“, erinnert sich Friedrichs.
In Annegret Giesen fand sie sofort eine Mitstreiterin. Gemeinsam traten beide an die Heimleiterin des Antoniuszentrums, Jutta Hartmann, heran und stellten das Projekt vor. Hartmann zeigte sich ebenfalls begeistert. Am 26. Februar öffnete zum ersten Mal das Second-Hand-Lädchen. Und wurde schnell zum Selbstläufer.
Weitere ehrenamtliche Hilfe erhielten die Organisatorinnen von Roswitha Wetzurek und Ursula Rundholz, die ebenfalls etwas für die Senioren machen wollten. „Ich denke, wir bringen ein Stückchen Normalität zurück. Einkaufen, in Sachen wuseln, anprobieren, etwas kaufen — all das macht Spaß“, sagt Friedrichs. Dazu komme die Kommunikation. Die Bewohner kämen mit ihnen und auch untereinander wieder mehr ins Gespräch.
Nicht zuletzt sind es dabei die kleinen Preise, die es den Seniorinnen ermöglichen, sich „neu“ einzukleiden. „Das Angebot wird hervorragend angenommen“, freut sich Jutta Hartmann. Sie stellte den vier Ehrenamtlerinnen im Keller einen Raum zur Verfügung, in dem die Sachen aufbewahrt werden können.
„Jeden Dienstag stellen wir ein Sortiment zusammen und bringen es in den Gesellschaftsraum. Wer nicht fündig wird, kann natürlich auch mit in unser Lager kommen und sich dort umsehen“, berichtet Giesen. Herrenbekleidung gibt es ebenfalls — wenn auch im kleineren Umfang. Die Herren seien beim Einkauf träger, merkt Hartmann schmunzelnd an.
„Es macht Spaß zu stöbern. Die Sachen sind gut und preiswert“, lobt Johanna Reyer, die für zwölf Euro ein elegantes Twinset, zwei Pullover und eine Weste gekauft hat. Die Betreiberinnen des Second-Hand-Angebotes sind dabei immer auf der Suche nach gut erhaltender moderner Kleidung sowie Modeschmuck. „Derzeit sind wir sehr gut ausgestattet“, sagt Friedrichs.