Jugendhilfeausschuss Willich steht vor „krisenhafter Situation“ in der Kinderbetreuung

Willich · Die Verwaltung schlägt im Jugendhilfeausschuss Alarm: Es fehlen einmal mehr Kräfte in den Kitas, so dass für das kommende Kitajahr noch viele Kinder ohne Betreuungsplatz sind.

Anfang 2023 demonstrierten Eltern wegen fehlender Betreuung. Zeichnet sich jetzt eine weitere Krise ab?

Anfang 2023 demonstrierten Eltern wegen fehlender Betreuung. Zeichnet sich jetzt eine weitere Krise ab?

Foto: Nadia Joppen

(djm) Die Verwaltung formulierte es in der Vorlage für den Jugendhilfeausschuss deutlich: „Die Situation ist auch perspektivisch als krisenhaft einzuordnen“. Die Aussage ist bezogen auf die Platz- und Personalsituation für die Kitas im kommenden Kindergartenjahr. Es beginnt am 21. August.

Das Aufnahmeverfahren ist weitestgehend abgeschlossen, es konnten aber nicht alle Kinder aufgenommen werden. Im Bereich der über-Dreijährigen fehlen 18 Plätze, im Bereich der unter-Dreijährigen deren 42. Allerdings konnten 19 Kinder in die Tagespflege vermittelt werden, bei weiteren neun Familien laufen noch Gespräche. Im Bereich der unter-zweijährigen Kinder fehlen 70 Plätze. 28 Kinder haben einen Tagespflegeplatz, für 21 Kinder laufen Gespräche. Das Nachrückverfahren läuft, berücksichtigt werden Kriterien wie Alter des Kindes, alleinerziehender Elternteil, Förderbedarf des Kindes und auch die Frage „Spracherwerb notwendig?“ Der Kontakt mit den Eltern intensiviere sich und es zeichne sich ab, für welche der neu aufgenommenen Kinder ein besonderer Unterstützungsbedarf bestehen wird, so die Verwaltung. In diesen Fällen werden mit den Eltern heilpädagogische Leistungen beim LVR beantragt.

Schon bekannt ist, dass auch das neue Kindergartenjahr mit temporären Platzreduzierungen starten wird, weil Personal fehlt. Zusammengefasst werden für alle Altersgruppen 43 Plätze nicht besetzt, außerdem wird in der Kita Bullerbü eine geplante sechste Gruppe für Kinder unter drei Jahren bis auf weiteres gar nicht eingerichtet. Allein in den zwölf städtischen Kitas fehlen – unter Berücksichtigung der oben genannten Reduzierungen – 4,2 Arbeitskräfteeinheiten (AK).

Wenig erfolgreich und „eher ernüchternd“ ist derzeit die Gewinnung neuer Erzieherinnen und Erzieher oder von Ergänzungskräften. Es hat seit mehreren Wochen keine externen Bewerbungen gegeben, so die Verwaltung. Seit Januar 2024 konnten acht Einstellungen in Voll- oder Teilzeit vereinbart werden. Allerdings werden nur zwei der fünf bisherigen Azubis übernommen. Drei Ausgebildete haben sich für ein anderes Berufsfeld entschieden. Aus unterschiedlichsten Gründen (Berufsfeldwechsel, eine Kündigung arbeitgeberseitig in der Probezeit, Umzug, Rente…) werden bis 31. Juli 17 Arbeitsverhältnisse beendet sein.

Die Verwaltung möchte zur digitalen Akquise einen sogenannten Funnel (engl. Trichter) mit verschiedenen Schritten auf social media einrichten. Außerdem sollen Nichtfachkräfte in die pädagogischen Teams integriert werden. Die Stadt hat in Abstimmung mit dem Landesjugendamt das Berufsbild „Kitahelfer“ definiert und entsprechende Stellen ausgeschrieben. Die Politiker nahmen die Informationen zur Kenntnis.

(djm)