Jugendliche setzen sich tatkräftig für Asylsuchende ein

Teenager der Robert-Schuman-Europaschule wollen zwei Jahre lang Flüchtlingsfamilien zur Seite stehen.

Foto: Kurt Lübke

Willich. Eine Kiste ist nicht einfach eine Kiste, sondern eine Superkiste. Jedenfalls für sechs Kinder von der Kochstraße. In so einer Superkiste stecken Legosteine und Tiere eines Bauernhofs, mit denen man herrlich spielen und belohnt werden kann.

Oksana Gestenburger lächelt, wenn sie an den Spaß eine Woche zuvor zurückdenkt. Da haben die 15-Jährige und ihre Klassenkameradinnen Melissa Fippinger, Michelle Salven und Celine Seefeldt zum ersten Mal die Superkiste ins Spiel gebracht. An der Kochstraße, in dem Haus, in dem viele Flüchtlingsfamilien und ihre Kinder untergebracht sind.

Um fünf Jungen und ein Mädchen im Alter zwischen vier und neun Jahren kümmern sich die Mädchen aus Klasse 8a der Robert-Schumann-Europaschule von nun an jede Woche zwei Stunden lang. Freiwillig und ehrenamtlich haben sie den Sozialdienst, der im zweiten Halbjahr des achten Schuljahrs ansteht, gleich zum Start um eineinhalb Jahre verlängert.

„Das ist großartig“, ist Jutta van Amern, Schulsozialarbeiterin an der Robert-Schuman-Europaschule, begeistert von diesem Engagement. Zehn Jungen und Mädchen aus der 8a hatten sich gemeldet, als sie nachfragte: „Wer möchte sich ehrenamtlich für die Asylsuchenden einsetzen, dem Hausmeister helfen oder sich um alleinerziehende Mütter und ihre Säuglinge kümmern und die jüngeren Kinder und Grundschüler spielerisch fördern?“

Als Sprecherin des „Arbeitskreises Fremde“ weiß Jutta van Amern, dass diese Hilfe wichtig ist. Oksana weiß es auch. Sie war sieben Jahre alt, sie sie mit ihrer Familie aus Russland nach Willich kam und übergangsweise eine Wohnung an der Kochstraße bezog. Sie wohnt nicht mehr dort, kennt aber noch einige der Familien.

Der erste Kontakt mit den Kindern war schön und verspielt. „Wir verbringen Zeit mit ihnen, die sie sonst alleine wären“, sagt Michelle. Ihre Mutter, sagt sie, habe sich sehr über ihr Engagement gefreut. „,Ich finde es gut, dass ihr euch für andere einsetzt’, hat sie zu mir gesagt.“ Michelle hat das sichtlich gefreut.

Zunächst seien die Kinder etwas schüchtern gewesen, erzählt Celine, aber dann „saßen sie auf dem Schoß und lächelten“. Dank Michelle wissen die Kleinen, wie man Pustebacken macht. Mit Memory werden Vokabeln gepaukt. „Die sitzen auch“, sagt Oksana.

Marvin Gribs und Thomas Schmidt, Klassenkameraden der Mädchen, haben schon die Bekanntschaft mit Hausmeister Nabil Daadonai gemacht. Ihm werden sie in den nächsten zwei Jahren regelmäßig helfen. Vielleicht aber auch den Mädchen. Denn die wollen, sobald das Wetter noch schöner wird, mit den Kindern auch draußen auf der Wiese mal Fußball spielen und toben.

Dass bei den Besuchen nicht immer alles eitel Sonnenschein sein wird, können sich die 13- bis 15-jährigen Teenager schon selbst denken. Sie haben schon mitbekommen, wie beengt manche Flüchtlinge untergebracht sind, vier Familien in einer Wohnung. Oder dass es in einem Discounter regelmäßig Ärger um Gutscheine der Asylbewerber gibt. „Das ist bedrückend“, sagen Celine und die anderen, wenn sie von Unfreundlichkeiten hören. Sie wollen andere Zeichen setzen. Mindestens zwei Jahre lang.