Junge funkige Wilde in roten Turnschuhen
„Mo’ Blow“ hat fulminant den Willicher Jazzfrühling in der Motte eröffnet.
Neersen. Einfach funk-tastisch: Das aufstrebende Funk-Quartett „Mo‘ Blow“ gastierte zum Auftakt des Willicher Jazzfrühlings am Freitag im Neersener Schloss. 160 Gäste erlebten ein zweieinhalbstündiges Konzert voller Energie, Spiellust und toller Songs. Dass die ausnahmslos selbstgeschrieben sind, unterstreicht den Anspruch der „jungen Wilden“, wie die Fachpresse sie treffend bezeichnet. Dem Publikum gefiel’s: Am Ende hielt es niemanden mehr auf dem Stuhl.
„Mo‘ Blow“, das sind Gründer und Saxophonist Felix F. Falk (Jahrgang 1981), der gebürtige Berliner Matti Klein am Fender Rhodes, Bassist Tobias Fleischer (München) und Drummer André Seidel, der schon als Support für Ronan Keating spielte. Ihnen gemein sind die spür- und hörbare Freude am Funk und die Begeisterung für satten Soul.
Live sind die Vier eine Funk-Offenbarung, die nur so groovt, melodisch kracht und perkussiv vorantreibt. Drei, vier Töne, mehr gibt Matti Klein am Fender Rhodes nicht vor. Bassist Tobias Fleischer steigt auf diese Blue Notes ein, ein Dialog entsteht. Alsbald trifft der Slapp-Sound aufs Tenor-Saxophon, das von zartem Drum-Hauch getragen wird. Der Song erblüht mit auf der Tastatur fragil gesponnen Akkordfäden, aus denen zuckerwattesüße Melodien erwachsen.
Spannende Blech-Bögen fordern einen schnelleren E-Bass, setzen Glanzpunkte am Funkhimmel. Dazu passend tragen „Mo‘ Blow“ rote Turnschuhe — auch modisch setzen sie auf pure Energie. Apropos Kleidung: Dem mutigen Schuhwerk setzen sie klassische weiße Hemden entgegen, kombiniert mit Weste, Hut oder Schirmmütze. Das korrespondiert mit dem musikalischen Stilmix, der den Disco-Schick der 70er Jahre mit Latin-Elementen und zeitgenössischem Elektro-Sound kombiniert. So intensiv Falk das Saxophon spielt, mit geschlossenen Augen, oft stark nach vorne gebeugt, verwundert es nicht, dass er gerne das Drum-Solo nutzt, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen.
Die moderne Technik macht den Sound von „Mo‘ Blow“ perfekt. Das zeigt sich bei „Gimme The Boots“, als Falk am Didgeridoo den Takt vorgibt. Per Loop-Endlosschleife verhallt der Sound zu düsenjetartiger Präsenz, worauf der Bass vorsichtig anklopft und das Fender Rhodes wabernd dem Schellenkranz antwortet.
Die Vier bilden eine Einheit im eigenen Klangkosmos. Erwähnenswert ist der Titel „Call Me Milroy“. Falk spielt, betätigt mit dem rechten Fuß die Effektmaschine und erhält seinen Sound als Hall zurück. Ein ekstatischer Melodie-Tanz entsteht, dessen langgezogene hohe Flageolett-Töne an Delphin- oder Walstimmen erinnern.
„Mo‘ Blow“ empfehlen sich als eingespieltes und gleichzeitig spielfreudiges Team. Ihre eigenen Ideen und Songs werden die Vier noch weit bringen.