Kiri-Baum-Anbauer aus Tönisvorst „We Grow“ wagt Sprung an die Börse

Vorst · Seit rund 15 Jahren vermarktet das Unternehmen „We Grow“ aus Tönisvorst den Kiri-Baum. Nun hat es ein neues Produkt entwickelt und sein Börsendebüt gegeben.

Die Vorstandsvorsitzende Allin Gasparian zeigt die „Kiriblox“: Massivholz-Bauelemente, die zum Hausbau verwendet werden.

Foto: Norbert Prümen

Schon von Weitem sind die erst drei Jahre alten Kiri-Bäume mit ihren großen Blättern auf dem Firmengelände von „We Grow“ in Kehn zu sehen. Die Besonderheit dieses Baumes liegt in seinem schnellen Wachstum: In nur einem Jahr kann er mehrere Meter zulegen. In den großen Gewächshäusern in Tönisvorst wachsen zudem Tausende Jungpflanzen, die vom Niederrhein in die ganze Welt exportiert werden. Nun hat das Unternehmen mit dem schnell wachsenden Baum den Sprung an die Börse gewagt.

Seit dem 27. September ist die Aktie des Holzproduzenten handelbar. „Mit dem erfolgreichen Listing schlagen wir ein weiteres spannendes Kapitel in unserer Unternehmensgeschichte auf. Unser Börsendebüt ist Teil unserer langfristigen Wachstumsstrategie, da wir uns so den wichtigen Zugang zum Kapitalmarkt erschließen“, erklärte die Vorstandsvorsitzende Allin Gasparian. Durch das Börsenlisting erhofft sich das Unternehmen neben flexiblen Finanzierungsmöglichkeiten auch die Erweiterung der Investorenbasis.

Gasparian gründete das Unternehmen 2009 gemeinsam mit Peter Diessenbacher. Im Fokus von „We Grow“ steht der Kiri-Baum, der auch unter den Namen Blauglockenbaum oder Paulownia bekannt ist. Der ursprünglich aus Asien stammende Baum wächst nicht nur schnell, sondern bietet auch besonders leichtes Holz. Mit 250 Kilogramm pro Kubikmeter ist der Kiri-Baum nur halb so schwer wie viele andere Hölzer. Diese Vorteile möchte „We Grow“ nutzen, um der steigenden weltweiten Holznachfrage möglichst nachhaltig gerecht zu werden. Das Unternehmen deckt dabei die gesamte Wertschöpfungskette ab – von der Pflanzung bis zur Verarbeitung.

Auf Basis selbst entwickelter Hybridsorten des Kiri-Baums soll das weltweite Holzangebot nachhaltig, schnell, nicht-invasiv und außerhalb von Wäldern vergrößert werden. Dazu betreibt die Firma rund 400 Hektar eigene Anbauflächen in Deutschland und Spanien. Dort wachsen aktuell etwa 300.000 Bäume nach ökologischen Richtlinien. Neben der Pflanzenzüchtung von nicht-invasiven Hybridsorten und der Holzproduktion widmet sich „We Grow“ seit 2020 auch der Verarbeitung des Holzes.

Mit dem Holz sollen auch
Häuser gebaut werden können

Jüngst stellte die „We Grow Group“ die neuen „Kiriblox“ vor, solide Massivholz-Bauelemente, die zum Hausbau verwendet werden. Zwei unterschiedliche Module, die mit einem patentierten Holzdübel ausgestattet sind, ermöglichen es, Häuser flexibel und nachhaltig nach individuellen Wünschen zu bauen. Ein Modul wiegt lediglich 25 Kilogramm, was den Transport erleichtert. „Ein Haus passt in zwei Lkw“, betonte Gasparian. Das Besondere an den Kiriblox ist dem Unternehmen zufolge neben dem flexiblen Bausystem auch die Herstellung: Erstmals könne ein Holzhaus aus nur drei Jahre alten Bäumen gebaut werden. Auch Äste finden Verwendung in den Modulen. Da der Kiri-Baum nachwächst, kann alle drei Jahre geerntet werden. „Das System gehört sicher zu den nachhaltigsten Bausystemen, die es gibt“, so die Geschäftsführerin.

Aktuell wurden nur einige Kiriblox für Produkttests gefertigt. „Die Produktentwicklung ist nun abgeschlossen. Bei den Materialprüfungen hat das Produkt sehr gut abgeschnitten: Es erfüllt die Feuerwiderstandsklasse REI90 und hat auch bei der Prüfung der Wärmeleitfähigkeit überzeugt“, ergänzte Gasparian. In naher Zukunft plant das Unternehmen, in einer vollautomatisierten Produktionslinie in Vorst ein Haus pro Tag zu fertigen. Ab 2025/2026 sollen jährlich 15.000 bis 20.000 Kubikmeter Rundholz in den großen Werkstätten verarbeitet werden.

Nicht nur das neue Bausystem ist ein Erfolg. In den vergangenen Jahren hat sich der Vorster Holzproduzent nach eigenen Angaben auch als Marktführer für Kiri-Bäume in Europa etabliert. „Im Bereich der Pflanzenzüchtung werden wir eindeutig als Marktführer wahrgenommen. Aktuell liefern wir unsere Jungpflanzen in 47 Länder“, erklärte Gasparian. In diesem Jahr werden aus Vorst insgesamt über eine Million Jungpflanzen in alle Teile der Welt exportiert worden sein.

Dass das schnell wachsende Holz der Kiri-Bäume bald dringend benötigt wird, machte Gasparian ebenfalls deutlich. „Experten sagen voraus, dass uns in fünf Jahren Bauholz fehlen wird. Spätestens dann wird die Versorgung mit Bauholz wie Kiefer in Deutschland nicht mehr sichergestellt sein“, warnte die Holzproduzentin. Kiri-Baum-Plantagen könnten aus ihrer Sicht einen wichtigen Beitrag zur Lösung dieses Problems leisten. Der Kiri-Baum wächst nicht nur schnell und treibt nach, sondern entlastet auch die natürlichen Wälder. Zudem kann die CO₂-Bilanz der Kiri-Baum-Plantagen laut „We Grow“ mit der von klassischen Mischwäldern mithalten – und sei sogar noch besser. Durch den schnellen Wuchs binde der Kiri-Baum bis zu viermal mehr CO₂. Darüber hinaus verbessere er die Bodenfruchtbarkeit und den Wasserhaushalt.