„KK“ gibt es auch in Willich

Klein Kempen zwischen Niederheide und Wekeln ist eine Kuriosität mit langer Geschichte.

Foto: Werner Dohmen

Willich/Kempen. Das Autokennzeichen „KK“ steht im Volksmund für „Königreich Kempen“. Denn der Kempener an sich ist selbstbewusst. Tatsächlich bezeichneten die Buchstaben früher den Kreis Kempen-Krefeld, der 1975 zum Kreis Viersen wurde. In der Stadt Willich ist noch eine dritte Deutung denkbar: „KK“ könnte für Klein Kempen stehen.

Für Ortsfremde ist Klein Kempen nicht ganz einfach zu finden: Von Schiefbahn-Niederheide aus geht’s über die Straße „Am Klapptor“ an Wiesen, Pferdekoppeln und Äckern vorbei in nordöstlicher Richtung. Ein ebenso beliebter wie nicht erlaubter Schleichweg in Richtung Wekeln.

Wer Klein Kempen erreicht hat, merkt es meistens kaum: Links ein schmucker Bauernhof, vor dem eine mächtige Kastanie steht, rechts eine schmale Straße mit einem Schild in Richtung Polo-Club auf dem historischen Hülsdonkhof — das war es schon. Krähen krächzen, Spatzen zwitschern, Pferde grasen, eine Joggerin keucht vorbei, ein Radler ist einige Meter weiter auf dem Alleenradweg zu sehen. Ansonsten: Stille.

Die Straße Klein Kempen windet sich weiter direkt ins Neubaugebiet Wekeln. Diesem verdankt sie auch ihren Namen. Wie Stadtarchivar Udo Holzenthal berichtet, wurde beim Anlegen der Straßen in der ersten Bauphase nach passenden Bezeichungen gesucht. Dabei stieß man auf die „Kuriosität Klein Kempen“.

„Die Anfänge der Bezeichnung gehen bis in die Zeit der Besiedlung zurück“, berichtet Holzenthal. Denn damit sei früher der östliche Teil des „Amtes Kempen“ benannt worden. Es handelte sich um einen langen, schmalen Streifen, der sich von Vorst und Anrath aus über die Donkheide und Haus Hülsdonk nach Osten mitten zwischen die ebenfalls kurkölnischen Ämter Linn und Liedberg schob. „Der äußerste Zipfel dieses Schlauches war teils nur noch 20 Meter breit“, erzählt der Archivar. Und genau dort befindet sich die Straße, die heute den Namen Klein Kempen trägt.

Die Bauernschaft Kleinkempen (damals noch zusammengeschrieben) war über Jahrhunderte Bestandteil des Kirchenspiels Anrath, während der Flecken selbst zur „Herrlichkeit“ Neersen gehörte. Bei der durch die Franzosen herbeigeführten Verwaltungsreform von 1798 wurde die Bauernschaft dann zur „Mairie“ (Bürgermeisterei) erhoben, parallel dazu wurde der „Kleinkempener Zipfel“ an der Landstraße Neersen-Krefeld abgeschnitten und zwischen Schiefbahn und Willich aufgeteilt.

Nach dem Abzug der Franzosen wurde die Bürgermeisterei Kleinkempen 1816 ein Teil des Kreises Gladbach. 1819 wurde sie dem Kreis Krefeld zugeordnet, unter gleichzeitiger Eingliederung Anraths. Ab August 1840 hieß dann die gesamte Bürgermeisterei „Anrath“ — und die Bezeichnung „Kleinkempen“ geriet nach und nach in Vergessenheit. Wieder in Erinnerung gebracht wurde sie erst rund 150 Jahre später. Schließlich sollten in Wekeln die Straßen nicht nur nach Beeren, Ampfer und Taubnesseln benannt werden. Seitdem gibt es „KK“ nicht nur im „Königreich“.