Knast-Neubau vor dem Start

Die Feinplanung für die JVA in Anrath hat begonnen. Es wird Platz für 768 Gefangene geben.

Foto: Lübke

Anrath. „Wahrscheinlich rücken Ende 2015 die ersten Bagger an und reißen das alte Frauengefängnis ab.“ Das hatte NRW-Justizminister Thomas Kutschaty vor einem Jahr bei einem Besuch der Justizvollzugsanstalten in Anrath erklärt. Dabei wirkte er überzeugt, dass der schon lange geforderte Neubau für die mittlerweile 115 Jahre alte Männer-Anstalt endlich Realität wird. Und sein Optimismus war gerechtfertigt: Das 200-Millionen-Euro-Projekt steht im Haushalt 2015 der Landesregierung, schon in den nächsten Tagen beginnen die Feinplanungen.

„Wir haben in zwei Wochen eine Besprechung beim Ministerium“, erklärte am Mittwoch der stellvertretende Anstaltsleiter Dieter Grave auf Nachfrage der WZ. In der Anstalt selbst mit ihren 415 Haftplätzen haben die Vorbereitungen schon begonnen: Da bereits Ende dieses Jahres die beiden angegliederten U-Haftanstalten in Krefeld und Mönchengladbach — unabhängig vom Baubeginn — aufgelöst werden, ist in Anrath ein Hafthaus mit 150 Plätzen geräumt worden. Die Gefangenen wurden im Januar nach Köln verlegt. Danach haben Umbauarbeiten begonnen, denn die Untersuchungshäftlinge sollen nach Schließung der Zweiganstalten nach Anrath verlegt werden.

Der Minister hatte im Vorjahr erklärt, dass es das Ziel der Landesregierung sei, den Vollzugsstandort zu stärken. Dort wird die Zahl der Haftplätze im Männergefängnis auf insgesamt 768 erhöht — davon 200 für die U-Haft. Insgesamt wird die JVA Willich I (Männerknast) nach Abschluss der Bauarbeiten 153 Haftplätze mehr als bisher haben.

Noch wichtiger ist sicher, dass die Zellen endlich einen zeitgemäßen Standard bekommen. Die Einzelzellen sind bislang nur wenige Quadratmeter groß, außerdem gibt es 22 Gemeinschaftszellen, in denen zwei bis drei Gefangene leben. Wie JVA-Leiterin Beate Peters im Vorjahr berichtet hatte, gebe es viele Klagen von Gefangenen über diese Gemeinschaftsunterkünfte oder unzureichende sanitäre Anlagen. Peters damals: „Ich bin froh, dass es bald los geht.“

Nach Auskunft von Dieter Grave kommt es jetzt darauf an, möglichst gründlich zu planen, um bei den Baukosten später keine Überraschungen zu erleben. Zwei Gebäudekomplexe (ausnahmslos mit Einzelzellen), größere Werkshallen und Freizeitbereiche sollen entstehen. Wenn der erste Bau fertig sei, sollen die Gefangenen dorthin umziehen. Nach dem zweiten Bau an Stelle des jetzigen Männerknastes erfolge die Aufstockung. „Dann spielt Willich, was den Strafvollzug angeht, in der ersten Liga“, hatte der Minister 2014 erklärt.

Ob tatsächlich schon Ende dieses Jahres mit den Abrissarbeiten begonnen werden kann, konnte Dieter Grave am Mittwoch allerdings noch nicht sicher bestätigen.