Kult-Tour: Kapelle zieht die Radler an

Mit dem Drahtesel fuhr die WZ von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten.

Schiefbahn/Neersen. Es ist schon fast frühlingshaft - Zeit, Natur und Kultur miteinander zu verbinden. Also rauf aufs Rad und drei interessante Sehenswürdigkeit erkunden.

Erste Station ist das Schiefbahner Heimatmuseum. Dass es so warm noch nicht ist, wird spätestens in den Kellerräumen des Museums deutlich, wo die nicht isolierten Heizungsrohre den Freizeitsportlern ganz schön einheizen. Wesentlich angenehmer: Ehrenvorsitzender Ludwig Hügen und der neue Cef Ernst Kuhlen stehen den Besuchern für Fragen zur Verfügung.

Man muss nicht aus Schiefbahn stammen, um im Museum ins Schwärmen zu geraten: Das Schulbuch "Kleine Geographie" von 1826 beispielsweise ist ebenso wenig eine regionale Besonderheit wie die alten Sammeltassen, die einst begehrte Kommuniongeschenke waren.

Am äußeren Rand des Oetker-Parks steht eine Dependance des Heimatmuseums, genannnt Heimatmuseum II. Ein nostalgischer, man kann auch sagen moderiger Geruch, macht deutlich, dass hier die Isolation verbessert werden muss. "Hier war früher ein Schießstand der NSDAP", erklärt Ernst Kuhlen den Besuchern. Die finden Nostalgie pur in Form von Urgroßmutters Wohnzimmerschränken, Originalstühlen aus dem alten Schiefbahner Kino an der Hochstraße, so sich heute ein Edeka-Markt befindet, alte Radios und Teile der Bleiverglasung vom "Alten Brauhaus" samt Zapfanlage. Draußen sind jede Menge alte Ackergeräte zu bewundern sowie ein nostalgisches Bäckerrad. Und schon geht’s auf zum nächsten Ziel.

Die zweite Station ist zwei Kilometer entfernt: die Kapelle Klein Jerusalem. Rund 20"Drahtesel" vor dem Gebäude aus dem Jahre 1654 machen deutlich, dass das Bedürfnis, Frischluftvergnügen mit Kultur zu verbinden, groß ist. "Die Kapelle zieht bei schönem Wetter die Radfahrer an wie die Fliegen", weiß Margret Wilden. Hans Seib zeigt den Besuchern als besondere Kostbarkeit die Kreuzigungsgruppe aus dem 16.und 17.Jahrhundert: "Das sind echte flandrische Holzarbeiten."

Die Darstellung der Grabenskirche ist authentisch - schließlich hat sich Erbauer Gerhard Vinhoven (1598 - 1674) 1625 in Jerusalem das Original angeschaut, das 1808 abbrannte. Die Gebeine Vinhovens ruhen in der Kapelle. Was Margret Wilden interessierten Besuchern mit auf den Weg gibt: "Messen finden jeden ersten und dritten Freitag im Monat statt, Wortgottesdienste werden jeden zweiten und vierten Freitag gefeiert, und zwar jeweils um 18.30Uhr." Eine gute Gelegenheit, wiederzukommen.

Heimatmuseum Das Schiefbahner Heimatmuseum im Albert-Oetker-Park ist jeden zweiten Sonntag im Monat von 10 bis 12 Uhr geöffnet.

Kapelle Die Kapelle Klein-Jerusalem am Ortsrand von Neersen kann nach Vereinbarung besichtigt werden (Te.02156/5548, Hans Seib).

Schloss Neersen Führungen finden immer am 1. Sonntag im Monat statt.