Leiterin der Anrather Johannesschule: „Wir arbeiten gut“
Gute Ergebnisse bei der Zentralen Abschlussprüfung unterstreichen den Erfolg individuellen Lernens in der Johannesschule.
Anrath. Karin Kirchmair, Leiterin der Johannesschule, ist keine Träumerin: "Die Schulform Hauptschule wird von den meisten Eltern nicht mehr gewollt." Es passiere sogar, dass Eltern, die sich freiwillig dazu entschieden, ihre Kinder dort anzumelden, auf heftiges Unverständnis ihrer Umgebung stießen. "Leider haftet der Schulform seit Jahren das Stigma Restschule an." Kritiker konfrontiert Kirchmair mit der Feststellung: "Mit der Abschaffung der Hautpschule verschwinden doch nicht die Hauptschüler!"
Geärgert hat sie sich über Schlussfolgerungen im Zusammenhang mit dem neuesten Pisa-Bundesländer-Vergleich, darüber, dass 75 Prozent der Hauptschüler mit ihren Schreibleistungen in Englisch die von der EU festgelegten Lernkriterien verfehlt hätten. Kirchmair: "Es hat mich noch nie ein Lehrmeister hier vor Ort nach den Schreibleistungen meiner Schüler in Englisch gefragt." Bei angestrebten Berufen im Einzelhandel oder im Handwerk würden Kenntnisse in Mathematik und Deutsch, außerdem die Tugenden Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit eingefordert.
Arbeitgeber testen, so Kirchmair, in Aufnahmeprüfungen "Dreisatz, Prozentrechnen, räumliches Denken und die Berechnung von Längen und Flächen". Abgefragt worden sei in der letzten Zentralen Abschlussprüfung der Hauptschüler aber Stochastik. Kirchmair: "Noch eins: Bei uns rechnen die Kinder ab Klasse 7, wie im Lehrplan vorgeschrieben, mit Taschenrechner. In den Aufnahmeprüfungen aber müssen sie ohne auskommen."
Mit individueller Förderung fangen die Anrather Defizite ihrer Schüler auf. "Wir arbeiten gut", sprechen Kirchmair und Konrektor Helmut Frantzen für die Johannesschule: "Bei der Zentralen Abschlussprüfung in Mathe lagen 54,3 Prozent unserer Schüler über ihrer Vornote, 31,4 Prozent haben ihre Note gehalten. Nur 14,3 Prozent der Schüler schnitten schlechter ab."
"Die Ganztagsschule ist richtig", sagt Kirchmair, befragt nach der idealen Schulform. Gut wäre es aus ihrer Sicht, wenn Schüler länger zusammen blieben, mindestens bis Klasse sieben. Sie befürwortet später eine Auffächerung, die Orientierung in sozialen, sprachlichen, künstlerischen oder mathematischen Bereichen. "Stadtteilnah und keine Riesengebilde", schiebt sie als Kriterien noch hinterher.
Der Spitzenplatz der Sachsen im Pisa-Bundesländer-Vergleich hat Kirchmair und Frantzen überhaupt nicht gewundert: "Kleine Klassen und Einzelforderung..."
Wie sehr Begegnungen mit ehemaligen Schülern motivieren können, haben Kirchmair und ihre Kollegen gerade erlebt: "Ein Junge macht eine Lehre als Außenwerbegestalter. Er sagte uns: "Ich mache die Lehre zu Ende und dann setze ich noch eins drauf."