Anrath Mali meistert ihren ersten Schultag
Am Anrather Meitner-Gymnasium besucht jemand besonderes die fünfte Klasse: der erste Schulhund.
Anrath. In der Klasse 5a am Lise-Meitner-Gymnasium ist es mucksmäuschenstill. Alle Schüler sind in die Säulen- und Balkendiagramme in ihren Heften und Schulbüchern vertieft. Nur eine arbeitet nicht mit. Vielmehr hat sie es sich in der Ecke des Klassenzimmers gemütlich gemacht und kaut auf einem Stückchen getrocknetem Schweineohr herum. Mit einem liebevoll spitzbübischen Gesicht linst sie dabei aus ihrer Box heraus. Mali erlebt ihren ersten Schultag etwas anders als die Fünftklässler, die bereits seit knapp zwei Wochen das Anrather Gymnasium besuchen. „Heute ist Malis erster Tag und sie hat das mit Bravour gemeistert“, lobt Lisa Schulze. Sie ist nicht nur Mathe- und Sportlehrerin, sondern auch die Besitzerin von Mali, dem ersten Unterrichtshelfer auf vier Pfoten am Lise-Meitner-Gymnasium.
Die viereinhalb Monate alte Kleinpudelhündin hat jetzt ihren Dienst als Schulhund des Gymnasiums angetreten und hilft zukünftig mit, für ein noch besseres Schulklima zu sorgen. „Wir haben alle ganz still in der Klasse gesessen und dann sind Frau Schulze und Mali hereingekommen. Mali durfte einmal überall hingehen und schnuppern. Das war total schön“, berichtet Frederick mit glücklich strahlendem Gesicht. Einen Schulhund kennt Sarah schon von der Grundschule und sie findet es klasse, dass es am Gymnasium ebenfalls einen gibt. „Mali ist super süß und es ist schön, dass sie hier ist“, freut sich Lilly, die daheim ebenfalls einen Hund hat.
Nach der ersten Begrüßungsrunde hat es sich der Pudelwelpe indes erst einmal in seiner Box mit dem Schweineohr bequem gemacht, denn schließlich muss auch sie die ersten Eindrücke verarbeiten.
Das Projekt Schulhund brachte Schulze ins Rollen. „Ich habe viele Freunde, die ebenfalls Lehrer sind. Sie berichteten voller Begeisterung vom Schulhundeeinsatz und den damit einhergehenden positiven Effekten, wie mehr Ruhe und höhere Konzentration in den Klassen“, erinnert sich Schulze. Sie wurde neugierig und fing an, sich mit der Materie zu beschäftigen. Dazu gehörte auch der Besuch von Bildungseinrichtungen, an denen Schulhunde im Einsatz sind. Ob mit anderen Lehrern oder Schülern, überall stieß die Lehrerin auf ein positives Feedback.
Im vergangenen Schuljahr trug sie so die Idee eines Schulhundes für das Anrather Gymnasium an den Schulleiter heran und stieß auf offene Ohren. „Frau Schulze fragte mich damals, was ich von einem Schulhund halten würde“, erinnert sich Thomas Prell-Holthausen, der selber Hundebesitzer ist. Er hielt viel von dem Vorschlag und die junge Lehrerin machte sich daran, ein Konzept für die tiergestützte Pädagogik zu erarbeiten. Dieses wurde sowohl in der Lehrer- wie auch in der Schulkonferenz vorgestellt und erhielt von allen Seiten grünes Licht. Auch die informierte Bezirksregierung in Düsseldorf steht dem Projekt positiv gegenüber.
Zeitgleich befragte Prell-Holthausen alle zukünftigen 106 Fünftklässler, was sie zu einem Schulhund sagen würden, denn in den fünften Klassen startet Mali mit ihrer Arbeit. Schüler und Eltern zeigten sich begeistert. „Es gab sogar Eltern, die sich explizit wünschten, dass ihr Kind in die Schulhundklasse kommt“, berichtet der Schulleiter.
Die Pudelhündin hat am Gymnasium eine eigene Personalakte. In ihr sind unter anderem ihre gesundheitlichen Daten wie Impfungen und Entwurmungen hinterlegt. Zudem lernt Mali auch. Schulze und die Pudelhündin absolvieren nämlich eine spezielle Schulhundeausbildung. Neben dem praktischen Teil für beide ist es jede Menge Theorie für die Lehrerin. „Ich habe mit meinem Theorieteil schon begonnen. Wenn Mali ein halbes Jahr alt ist, startet die praktische Arbeit“, berichtet die Lehrerin.
Derzeit sind die beiden aber auch schon in einer Hundeschule aktiv, um den Grundbenimm zu lernen. Schulze ist es wichtig, dass ihre Hündin bereits als Welpe mit in die Schule geht. So lernt Mali bereits und die Schüler können zudem das Heranwachsen und die Entwicklung eines Hundes miterleben.