Mangel an Betriebskindergärten: Glückskinder gesucht

Viele Willicher Firmen wünschen sich einen Betriebskindergarten. Die Stadt bietet dazu Hilfe und Informationen an.

Willich. „Bei uns gibt es seit längerem einen Bedarf für einen Betriebskindergarten. Nur: Alleine können wir den nicht stemmen“, sagt Geschäftsführer Ernst Breinig vom Kunststoffverarbeiter Saint-Gobain. Breinig nennt auf Anhieb mehrere, meist auswärts wohnende Mitarbeiterinnen, die auf so etwas warten: „Zum Beispiel ist es nicht einfach, in Düsseldorf einen U 3-Platz zu bekommen.“

In Schiefbahn arbeiten bei Saint-Gobain etwa 350 Menschen. „Wir haben erst im vergangenen Jahr einige junge Leute eingestellt, die schon beim Bewerbungsgespräch danach gefragt hatten“, ergänzt Breinig. Auch seine Personalchefin sei gerade im Mutterschutz, so dass er mit der Projektleitung und Bedarfsermittlung Ines Alich beauftragt habe.

Bereits 2010 hatte Breinig Bürgermeister Josef Heyes gebeten, auf diesem Gebiet tätig zu werden: „Willich hat so eine tolle Wirtschaftsförderung, müsste doch auch einen Betriebskindergarten zentral anbieten können.“ Mit den Vorarbeiten ist derzeit die Willicher Agentur „Projektstelle“ mit den Geschäftsführerinnen Nicole Düser und Alexandra Schubring-Braun beschäftigt. Nicole Düser (42) ist für das Marketing zuständig, Architektin Alexandra Schubring-Braun (39) für Planung und Ausgestaltung.

Das Team hat sich bereits einen möglichen Standort ausgeguckt: einen Neubau im Bereich des Frienendorfweges, zwischen dem Gewerbegebiet Münchheide und dem Stahlwerk Becker. Düser: „Dadurch könnten zusätzliche Wege für die Mütter und Väter eingespart werden. Denkbar ist, dass man dann auch gemeinsam die Mittagspause mit den Kindern verbringt.“ Ein dreigruppiger Kindergarten sei erst einmal angedacht. Wer diesen baut und in welcher Rechtsform, sei aber noch unklar.

„Auch einige unserer Mitarbeiterinnen warten auf solch einen Kindergarten“, sagt Silke Tomuseit, die beim Unternehmen „X Com“ Teamleiterin in der Personalabteilung ist. So suche eine leitende Angestellte immer noch einen Platz für ihr zweijähriges Kind. Silke Tomuseit, selbst Mutter einer siebenjährigen Tochter: „Einige Mitarbeiterinnen berichteten davon, dass sie lange hingehalten werden, um einen vollen Tagesplatz für ihre Kinder zu bekommen.“ Derzeit überprüfe man im Unternehmen den Bedarf. Dies gelte auch für das Tochter-Unternehmen, die Willicher biw-Bank für Investments und Wertpapiere mit Sitz im Haus Broich.

Wie andere Unternehmen auch, will sich die Teamleiterin bei einem Info-Gespräch, das die Stadt am Freitag anbietet, erst einmal schlau machen und danach in die konkrete Bedarfsüberprüfung einsteigen. Andrea Ritter von der Wirtschaftsförderung freut sich auf diesen ersten Schritt, hat auch gemeinsam mit der Agentur auf der entsprechenden Web-Seite einen Namen für die familienfreundliche betriebliche Einrichtung gefunden: „Glückskinder Willich, international und unternehmsnah“. International deshalb, weil Menschen aus 19 Nationen in den Willicher Unternehmen beschäftigt sind.

Wie sieht der Bedarf bei der Willicher Stadtverwaltung aus? Konkret noch nicht ermittelt, sagt Andrea Ritter — allerdings: „Ich habe schon von zwei auswärts wohnenden Müttern gehört, die eventuell mitmachen.“