Messerstecher-Prozess: Narben nicht nur im Gesicht

Im Messerstecher-Prozess sagte gestern eine Psychologin aus. Das Opfer, Ehefrau des Angeklagten, ist traumatisiert.

Wekeln. Dass Durkadin T. noch lebt, grenzt an ein Wunder. Das zeigt der bisherige Verlauf des Prozesses vor dem Krefelder Landgericht. Dort ist ihr Mann Zekai T. des versuchten Mordes aus niederen Beweggründen angeklagt. Er soll sie am 22. Oktober 2008 mit Messerstichen lebensgefährlich verletzt haben, nachdem sie sich von ihm nach fortwährender Gewalt getrennt hatte und er sich geweigert haben soll, Unterhalt für sie und die beiden Kinder zu zahlen.

Drei zufällig vorbeikommende Frauen hatten eingegriffen, als er auf offener Straße mit einem Messer auf seine Frau einstach. Das Krefelder Klinikum war nahe genug, wo notärztliche Sofortmaßnahmen geleistet werden konnten.

Das hatte die Vernehmung der Chirurgin deutlich gemacht. Vier der Messerstiche waren so gefährlich, dass jeder allein zum Tode hätte führen können. Im Laufe der mehrstündigen Operation an der vier Chirurgen arbeiteten, mussten 40 Liter Blutkonserven zugeführt werden. (Durchschnittliches Blutvolumen pro Mensch: sieben Liter).

Als Folge der Nervenverletzungen kann die Mutter von zwei fünf und neun Jahren alten Mädchen ihre Hände kaum gebrauchen. Narben entstellen ihr Gesicht und erinnern bei jedem Blick in den Spiegel an die Tat.

Ob aber die Wunden auf der Seele jemals heilen werden, oder zu dauerhafter Persönlichkeitsveränderung führen, lässt sich erst nach zwei Jahren beurteilen. Das sagte am gestrigen Prozesstag die Psychologin, die Durkadin seit März dieses Jahres behandelt. Fünf Gründe nannte sie, die das Geschehen besonders traumatisch machen:

"Die Attacke ging vom Ehemann aus, sie geschah vor dem Kind. Sie war lebensbedrohlich, der körperliche Schaden ist bleibend und es geschah in der Absicht, sie umzubringen."

Zwei Nachbarinnen wurden als Zeuginnen vernommen. Die eine, eine Polin, bemerkte den Streit zwischen den Eheleuten. Sie hörte den Ruf Durkadins: "Ruf die Polizei", hielt das aber für übertrieben. Heute macht sie sich deswegen Vorwürfe.

Die andere Nachbarin hatte Zekai bei seiner Flucht beobachtet, das kleine Mädchen suchte weinend bei ihr Zuflucht: "Der Papa hat die Mama verletzt." Auch beide Kinder befinden sich in psychologischer Betreuung.

Auch der Arzt des Angeklagten kam zu Wort. Der niedergelassene Psychiater berichtete von Besuchen, bei denen er Anpassungsprobleme und depressive Stimmungen diagnostizierte. Über Monate schrieb er seinen Patienten immer wieder krank und empfahl ihm eine langfristige Behandlung in Form eines Krankenhausaufenthaltes oder einer Kur. Das wurde vom Angeklagten nicht weiter verfolgt, im Oktober verzichtete er auf eine weitere Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung.

Mit diesem Prozesstag sind die Zeugenbefragungen abgeschlossen. Am 21. August wird der Prozess fortgesetzt. Gespannt warten alle, ob der Angeklagte etwas sagen wird. Bislang verweigerte er sogar die Angaben zur Person.