Mit Spielfreude und Virtuosität

In der Motte des Schlosses Neersen präsentierte sich ein hochkarätiges Trio.

Neersen. Es war ein bewegender Auftakt, der erste Abend des Jazzfrühlings in der Motte des Schlosses Neersen. Noch bevor die Musiker auf die Bühne kamen, würdigte Bernd Hitschler-Schinhofen, bei der Stadt Willich Geschäftsbereichsleiter für Schule, Sport und Kultur, das Engagement von Marietta Grötzinger. Die betreut den Jazzfrühling nach dem Tod ihres Mannes Edi und einem Jahr Pause als künstlerische Leiterin. „Es ist schön, dass Sie darum gebeten haben, dass es weiter geht “, sagte sie. Ihr Mann hatte die Konzertreihe vor mehr als zehn Jahren ins Leben gerufen.

Marietta Grötzinger hatte für diesen Abend Fay Claassen ins Schloss geholt. Damit zeigte sie, über welch’ tollen Kontakte sie verfügt, denn die Niederländerin bot mit Ingmar Heller am Bass und Cor Bakker am Piano Jazz vom Feinsten. Sie begeisterten mit Spielfreude, Virtuosität und fein abgestimmten Improvisationen. Fay Claassen verfügt über einen riesigen Stimmumfang und ein tolles Volumen, sie ist temperament- und druckvoll und im nächsten Augenblick ungeheuer sanft und zart. Zweifelsohne kann sie als echte Jazz-Diva bezeichnet werden.

Sie öffnet ihren Mund und die Töne entströmen scheinbar mühelos und völlig natürlich ihrer Kehle. Dabei ist sie unprätentiös, charmant, liebenswürdig und flirtete präsent mit dem Publikum in der voll besetzten Motte des Schlosses.

Ihre Moderationen waren locker und witzig. Cor Bakker sprang für den angekündigten Olaf Polziehn ein und ist in den Niederlanden auch wegen seiner Fernsehshows und Radiosendungen äußerst populär. Im Repertoire haben sie Standards von Cole Porter und Chet Baker.

Claassen präsentierte auch Stücke aus ihrem letzten Album, das sie mit der WDR Big Band und dem Rundfunk-Sinfonieorchester des WDR aufgenommen hat, in dem sie sich weiblicher Jazzkomponistinnen und -Sängerinnen annimmt. Außerdem bringen sie eigene Interpretationen des Beatles-Klassikers „Blackbird“ und John Lennons unvergessenes „Imagine“.

Ihre Improvisationen entwickeln sich nachvollziehbar und schwerelos aus den Themen und bestechen durch Leichtigkeit und Heiterkeit und wirken bei aller Virtuosität völlig entspannt.