Nasse Keller erregen die Gemüter
Wasserprobleme, volle Keller, nasse Wände — die St. Töniser machen ihrem Ärger bei der Rollenden Redaktion Luft.
St. Tönis. „Ich habe ja gehofft, Sie sammeln jetzt nicht nur Stimmen, sondern haben auch ein paar Lösungen dabei“, sagt Michael Schneiders. Der Mann vom Kirchenfeld ist ratlos, deshalb ist er zur Rollenden Redaktion gekommen. Sein Problem teilt er mit vielen anderen St. Tönisern: Wasser im Keller. „Alle zwei Stunden müssen bei uns die Pumpen ran, es läuft wie aus dem Kran — nur kommt das durch die Mauer“, sagt Schneiders. Ein Experte habe ihm bestätigt, dass es sich tatsächlich um Grundwasser handele.
Ulrich Koenen von der Schäferstraße kennt das Problem schon seit den späten 80er Jahren. „Damals habe ich eine Innenwanne gebaut und seitdem Ruhe“, erzählt er. Die Ursache sieht er in der Höherlegung des Friedhofsgeländes „um mehr als einen Meter“. Von dort fließe das Wasser an der Oberfläche auf die umliegenden Grundstücke. Außerdem prangert er an, dass überall inzwischen Regenwasser versickert würde. Das möge ja ökologisch sein, führe in dichter Bebauung aber zwangsläufig zu Problemen. Auf die Stadt Tönisvorst ist er nicht gut zu sprechen. Schon vor über 20 jahren habe ihm ein Tiefbauamtsmitarbeiter gesagt, ein Keller sei schließlich kein Wohnzimmer, da gehörten Kartoffeln rein.
Simone Lubowski vom Bückerdyck vermutet, dass es am Grundwasser liegt. Ihre Nachbarn, die zwanzig Zentimeter tiefer lägen, „sind schon seit zwei Monaten am pumpen“. Jetzt habe es sie auch erwischt. „Dabei hat unser Architekt vor 20 Jahren gesagt, wir würden keine Wanne benötigen.“ Sie ärgert sich über die Stadt. „Die fühlen sich nicht verantwortlich.“
Irmgard Valentin ist Mieterin an der Anton-Beusch-Straße 1. „Seit Ende Dezember müssen wir in Gummistiefeln zu unseren Autos waten“, sagt sie. Seitdem stehe die Tiefgarage schon unter Wasser. Auch die Kellerräume seien betroffen. „Meine Stühle riechen schon modrig.“ Von ihrer Hausverwaltung ist die ältere Dame enttäuscht. „Die sagen, wenn die Bäume wieder mehr Wasser ziehen würden, würde das Hochwasser aufhören.“ Was sie erstaunt: „Die Nachbarhäuser haben nichts.“ Sie denkt jetzt darüber nach, vielleicht die Miete zu mindern, weil sie ihre Garage nicht nutzen kann.
„Die Stadt kann uns nicht absaufen lassen“, sagt Horst-Dieter Amerd. An der Hermann-Hesse-Straße seien bei ihm die Wände auch in Wohnräumen nass. „Die Stadt sollte sich verantworten und uns Informationen geben“, findet er. Er hat sich bereits erkundigt: Die Trockenlegung der Wände solle 9000 Euro kosten. „Wir wissen alle nicht, wie es weitergeht“, sagt er. Auch er habe beim Bau — vor 16 Jahren — die Information erhalten, eine Wanne sei nicht erforderlich, der Wasserstand sei tief genug.
Roland Stammes glaubt nicht daran, dass Schneeschmelze und hoch stehender Rhein die Probleme in St. Tönis verursachen können. „Es gibt eine Wasserscheide zwischen dem Rhein und St. Tönis“, sagt er. „Wir hier gehören zum Einzugsgebiet der Niers.“ Er vermutet, dass das Grundwasser gestiegen sei, seit das Gebiet am Wasserturm in ein Baugebiet umgewandelt worden sei. „Seitdem kommt unser Trinkwasser aus Kempen, da wird hier nicht mehr gepumpt.“ (Anmerkung der Redaktion: Das stimmt nicht, 1,3 Millionen Kubikmeter werden hier jährlich abgepumpt.) Er schlägt vor, feststellen zu lassen, wie teuer es wäre, das Grundwasser von St. Tönis wegpumpen zu lassen. „Dann könnten Betroffene sich zusammentun, um das machen zu lassen — vielleicht sogar die gesamte Stadt.“
Ruprecht Beusch wohnt in einem älteren Haus, das dazu auch noch hoch gelegen ist. Er hat kein Problem, aber eine klare Meinung: „Die Stadt ist hier nicht verantwortlich.“
Dietmar Vrancken von der Schäferstraße hat vor über 20 Jahren schon mal Wasser im Keller gehabt. Zur aktuellen Problematik habe ein Mitarbeiter des Tiefbauamts einer Nachbarin geraten: „Schütten Sie den Keller zu.“ Das findet er taktlos.
Zudem sei das Wasser, das vom Friedhof herunter fließe, möglicherweise mit Ammoniak belastet. „Das heißt, da kommt nicht nur Wasser rein, sondern das ist auch noch verseucht.“ Er hat gehört, früher habe der Grundwasserstand in St. Tönis zwischen sechs und acht Metern gelegen, heute seien es 2,10 Meter unter der Oberfläche.
Günter Rudnick dagegen vermutet eher, dass alte Regenwasserkanäle in bestimmten Bereichen nicht mehr ausreichend dimensioniert und deshalb kaputtgegangen seien.
In größerer Runde werden mögliche Ursachen am WZ-Mobil diskutiert. Auch Rheinbraun und der Abzug der Firmen Kress und Cray Valley, die jeweils große Mengen Grundwasser gepumpt haben, weil sie sie in der Produktion benötigten, sind dabei im Gespräch.