Evangelische Emmaus-Kirchengemeinde Pfarrer lässt Gemeinde für einen Neuanfang hinter sich
Neersen. · Michael Haarmann wechselt von der Evangelischen Emmaus-Kirchengemeinde zur Kinder- und Jugendpsychiatrie in Süchteln.
Nach 16 Jahren in Neersen heißt es für Michael Haarmann und seine Familie: Koffer packen und nach Süchteln ziehen. Der Pfarrer der Evangelischen Emmaus-Kirchengemeinde hat sich zu einem Neustart entschlossen. Am 1. Februar geht er als Seelsorger an die Kinder- und Jugendpsychiatrie Süchteln. Leicht fällt ihm der Abschied nicht. „Aber ich wollte nach 16 Jahren noch einmal etwas Neues beginnen, und wenn nicht jetzt, wann dann?“, sagt der 52-Jährige. Als Haarmann im Sommer auf die Stellenausschreibung stieß, fasste er den Entschluss, sich zu bewerben. Die Würfel sind gefallen, und die letzten Wochen in Neersen haben begonnen. „Alles läuft bis zum letzten Tag in seiner gewohnten Form ab, von den Weihnachtsgottesdiensten bis hin zum ökumenisch gefeierten Silvester“, betont Haarmann.
Wenn er auf die 16 Jahre zurückblickt, zieht sich die Teamarbeit wie ein roter Faden durch sein Wirken. Ihm war neben der Seelsorge die gute Zusammenarbeit mit ehrenamtlich und hauptamtlich beschäftigten Menschen in der Kirche wichtig. Der Konfirmandenunterricht fand immer in enger Zusammenarbeit mit den engagierten Ehrenamtlern und der Jugendarbeit der Emmaus-Kirchengemeinde statt. Haarmann rief in seiner Neersener Zeit die Familienfreizeiten ins Leben, bei denen ganze Familien für ein verlängertes Wochenende in Jugendherbergen in die Eifel oder ins Bergische Land fuhren. „Aus dieser Familienfreizeit hat sich vor über zehn Jahren die Männerfreizeit entwickelt“, erzählt Haarmann. Einmal im Jahr fahren die Männer zum Wandern über ein Wochenende in die Eifel. Ebenfalls seit über zehn Jahren besteht die von ihm ins Leben gerufene Fastengruppe.
Gemeinsam den Kirchentag besuchen gehört ebenfalls zum festen Angebot der Neersener Pfarrgemeinde. „Wir waren in Dresden, Hamburg, Stuttgart, Berlin und aktuell in Dortmund, wobei wir dort in einer Schulklasse gewohnt haben. Ansonsten war gemeinsames Camping angesagt“, berichtet der Pfarrer. Lebendige Gottesdienste zu schaffen, bei denen der Glaube gemeinsam gelebt wird, liegt Haarmann am Herzen. In Neersen entstanden vor diesem Hintergrund unter anderem das Grünkohlessen nach dem ersten Adventsgottesdienst, das Suppenessen zu Erntedank und der Reisesegen vor den Ferien.
Wie wichtig ihm Gerechtigkeit, Frieden und das Bewahren der Schöpfung sind, spiegelt sich im seit Jahren bestehenden Angebot des Eine-Welt-Stands im Gemeindezentrum wider. In der Kirche werde nur fair gehandelter Kaffee getrunken.
Über seinen Bruder, der in Namibia in der Entwicklungshilfe arbeitete, entstand der Kontakt zu einer afrikanischen Kita. Die Gemeinde unterstützt diese, sodass auch Kinder von Eltern, die den Kita-Beitrag nicht aufbringen können, die Einrichtung in Namibia besuchen können und Essen erhalten. „Wir haben hier gemeinsam mit der katholischen Kirche die ökumenische Marktandacht geschaffen, Pfingsten in der Ökumene gefeiert und mit der Stadt das Netzwerk Neersen aufgebaut. Es erfüllt mich schon mit Trauer, das alles zu verlassen. Aber ein Neuanfang heißt auch, von alten und liebgewonnenen Dingen Abschied zu nehmen“, sagt Haarmann.