Neersen: Aus für Obst- und Gartenbauer

Weil sich kein neuer Vorsitzender fand, löst sich ein Neersener Traditionsverein auf. Dabei gibt es noch über 200 Mitglieder. Anrath will einspringen.

Neersen. Nun ist es amtlich: Der Obst- und Gartenbauverein Neersen hört auf zu existieren. Bei der Auflösungsversammlung, zu der sich rund 50 der insgesamt 204 Mitglieder eingefunden hatten, fragte Steffen Hunger, erster Vorsitzende des Vereins, ein letztes Mal, ob sich jemand bereit erkläre, den Vorsitz zu übernehmen. Niemand meldete sich und damit zog Hunger die Auflösungsversammlung durch.

Schon vor einem Jahr hatte der Verein die Dringlichkeit der Suche nach einem neuen Vorsitzendem klargemacht. Steffen Hunger, der 33 Jahre den Vorsitz inne hatte und das letzte Jahr nur noch kommissarischer Chef war, hatte die Auflösungsversammlung damals bereits angekündigt.

Der Neersener verdeutlichte jetzt nochmals, dass er aus gesundheitlichen Gründen keinen weiteren Einsatz mehr leisten könne. "Es ist traurig, dass der Verein nicht mehr existiert. Schließlich ist aus ihm heraus auch einiges entstanden." Ohne die Obst- und Gartenbauer gäbe es keine Kleingartenanlagen in Neersen und auch den weit über den Ort hinaus bekannten Weihnachtsmarkt würde es nicht geben.

Hunger führte zudem die Gelder an, die der Verein im Lauf der 86 Jahre seines Bestehens an karitative Einrichtungen überreichen konnte. Rund 30.000 Euro wurden gespendet. Das bis dato existierende Vermögen in Höhe von circa 1.600 Euro - die letzten Abrechnungen laufen derzeit noch - gehen an die Willicher Tafel. Das Geld ist zweckgebunden und für die Anschaffung eines neuen Fahrzeuges gedacht.

Die gesamten Protokolle und Kassenbücher gehen ins Willicher Stadtarchiv. Sonstiges Equipment wie Bingospiele, Lautsprecher und dergleichen wurden an Vereinsmitglieder und benachbarte Vereine verteilt.

Wer weitermachen will, kann dies in unmittelbarer Nachbarschaft tun. So steht das Angebot vom Obst- und Gartenbauverein Anrath im Raum, der gerne Mitglieder aufnimmt. Dessen Vorsitzender ist Ludwig Pöllen. "Er hat uns diesen Vorschlag unterbreitet. Mal sehen, wer ihn annimmt", sagte Steffen Hunger.

Unterdessen hofft Ludwig Pöllen, dass seinem Verein irgendwann mal nicht das gleiche Schicksal droht. "Probleme wie in Neersen haben wir noch nicht. Aber auch unser Verein ist überaltert", gibt Pöllen ehrlich zu.

Der Anrather Verein zählt derzeit 120 Mitglieder und feiert am ersten Samstag im Oktober sein 90-jähriges Bestehen bei Schmitz Mönk. Ein Jubiläum, das dem Neersener Obst- und Gartenbauverein nicht mehr vergönnt ist.