Neersen: Die Minoriten als Namensgeber

Der Minoritenplatz hatte in der Vergangenheit schon viele Namen.

Neersen. Vor gut hundert Jahren sah es in den Kassen der Städte und Gemeinden noch etwas anders aus. Oder das Bewusstsein der damaligen Ratsvertreter war ein anderes. Wenn heute jemand sagt: Dieser Platz ist ein Schandfleck (die Bezeichnung vor hundert Jahren war Unzierde), da müssen wir etwas tun, dann sind Antworten wie "Leere Kassen", "einen Investor suchen" oder "Public Private Partnership" an der Tagesordnung.

Im Jahr 1906 brauchte der Bürgermeister nur eben jene "Unzierde" für den Schulpfad festzustellen, der nicht befestigt war. Und natürlich die Tatsache, dass Neersen nicht über einen ansehnlichen Marktplatz verfügte - und schon war der Beschluss geboren, etwas zu ändern. Man ließ sich nicht lumpen: Kanalisation, ein nettes Pflaster, sogar Bäume und eine Litfasssäule kamen auf den neuen Platz. Im Dritten Reich war dieser Platz "würdig" genug, den Namen Adolf-Hitler-Platz zu tragen, nach Kriegsende bekam er seinen alten Namen Marktplatz zurück.

Bei der kommunalen Neugliederung vor 40 Jahren standen die Politiker vor dem Problem, nun in Alt-Willich und in Neersen einen Marktplatz zu haben. Also sollte der Neersener Platz umbenannt werden. Nicht Konrad Adenauer, wie es sich einige Neersener Ratsvertreter gewünscht hatten, wurde Namensgeber, sondern die Minoriten. Dieser Teil des Franziskanerordens prägte die Geschichte der katholischen Kirche Neersens.

Im Jahr 1652 stiftete Adrian Wilhelm von Virmond Neersen eine Kirche. Sechs Jahre später ersuchte er die Bonner Minoriten, an der Kirche eine Niederlassung des Ordens zu errichten und die Kirche zu betreuen. Die Minoriten waren als Seelsorger da, Taufen und Begräbnisse fanden weiterhin in Anrath statt.

Erst 1789 gelang es den Neersenern, eine Ablösung von Anrath zu erhalten. Neersen erhielt einen Minoriten als Pfarrer, gleichzeitig wurde an der Kirche ein eigener Friedhof angelegt. Das Kloster wurde jedoch noch im gleichen Jahr aufgelöst. Statt der vorher elf Mönche waren nur noch Pfarrer Eggerath und ein Kaplan für die Gläubigen da.