Willich Neersen: Erst Tränen — und dann ein trotziges Helau

Viele Narren hatten Verständnis dafür, dass der Zug in Neersen abgesagt werden musste.

Neersen. Hinterher ist man immer klüger: Der Kinderzug hätte durchaus durch Neersen ziehen können. Es schien zeitweise sogar die Sonne. Der Wind frischte zwar immer wieder auf, war aber von Sturmstärke weit entfernt. Trotzdem wurde die am Vormittag gefällte Entscheidung, den Zug ausfallen zu lassen, übereinstimmend respektiert.

Die Narren hatten Verständnis dafür, dass Jürgen Leipertz und Detlef Nicola kein persönliches Haftungsrisiko hatten eingehen wollen. Und all die Zeit, die in Kostüme und Wagen investiert wurde, soll ohnehin nicht vergebliche Mühe gewesen sein: „Wir haben vor, den Zug am Pfingstsamstag nachzuholen“, erklärte Leipertz. Er wäre dann eine besondere Attraktion im Rahmen des Kinderfestes der Neersener St. Sebastianer.

Foto: Friedhelm Reimann

Als der Zug hätte ziehen sollen, war Kinderprinzessin Kim I. wieder gut drauf: Sie winkte dem bunten Narrenvolk von ihrem Wagen aus zu. Vater Andreas Jörgens beschrieb die erste Reaktion seiner Tochter so: „Da sind schon einige Tränen geflossen.“

„Helau“: Dieser Gruß unter Narren klang gestern Mittag etwas trotzig. Allen teilnehmenden Gruppen waren rechtzeitig über den Ausfall des Zuges informiert worden, alle waren gebeten worden, trotzdem zum Minoritenplatz zu kommen. Diesem Aufruf sollten nur knapp die Hälfte der Gruppen folgen.

Alexander Zupane aus Neersen war Teil des Zirkus, den ein Freundeskreis jetzt auf die Beine gestellt hatte. Im Affenkostüm vertrat er seine Meinung: „Man hätte den Zug ruhig ziehen lassen können, zumal keine großen Wagen mit dabei sind.“ Die „Zirkustiere“ ließen sich die gute Laune dennoch nicht vermiesen.

Gregor und Kristin Schumacher stammen aus Korschenbroich, leben aber in Ludwigsburg: „Dort werden die Bonbons einzeln verteilt und die Hexen verängstigen die Kinder“, sagte Gregor Schumann. Seinen Kindern Erik (9) und Arne (4) wollte er deshalb den rheinischen Karneval zeigen. Die als Astronauten verkleidete Familie hatte Verständnis dafür, dass sie keinen Zug zu sehen bekam.

Hedi Schinken und Anne Seegers waren mit Flüchtlingskindern gekommen wie der dreijährigen Lavin. Die Kinder machten große Augen, die wenigen Fußgruppen und der Wagen der Kinderprinzessin machten Eindruck. „Sicherheit geht vor“, sagte das Rotkäppchen, hinter dem Marita Kühlen stand. Der böse Wolf stimmte zu — hinter dieser Verkleidung steckte Karin Muschik von der Straßengemeinschaft „Tanneböschke“. Die Party im Wahlefeldsaal startete knapp zwei Stunden früher als geplant. DJ Alfred Wutschke sorgten für die närrischen Klänge, das bunte Völkchen feierte im Saal ohne Sturm und Regen. Und es freut sich schon jetzt auf den Rosenmontagszug am Pfingstsamstag.