Katharina Thalbach und The Beauty of Gemina Schwarze Romantik auf der Bühne der Schlossfestspiele Neersen
Neersen · Mit ihrer unverwechselbaren Stimme begeisterte Schauspielerin Katharina Thalbach gemeinsam mit der Band The Beauty of Gemina bei den Schlossfestspielen Neersen.
(tre) Katharina Thalbach wird mit donnerndem Applaus begrüßt, als sie gemeinsam mit Michael Sele und Stefania Verita von The Beauty of Gemina die Bühne der Schlossfestspiele Neersen betritt. Die bekannte Schauspielerin ist ganz in Schwarz gekleidet. Sie nimmt an einem mächtigen alten Holztisch mit Schnitzereien Platz, während Sele den Flügel ansteuert und Verita das Cello in die Hand nimmt. Eine schwermütige Klaviermelodie erklingt, bevor auch seine charismatische Stimme zu hören ist. Perfekt eingerahmt von Celloklängen zieht eine musikalische Dunkelheit ein, die die Seele berührt.
Thalbach, die sich zur Musik mitbewegt, setzt die Lesebrille auf und platziert einen Papierstapel auf dem Tisch. Als die Musik endet, stellt sie vor: „Heinrich von Kleist. Das Bettelweib von Locarno“, ist ihre markante, unverwechselbare Stimme zu hören. Wie sie mit dieser Stimme malen kann und es schafft, Bilder im Kopf entstehen zu lassen, wird schon mit der ersten Spukgeschichte aus dem Genre der Schwarzen Romantik deutlich.
Zum 40-jährigen Bestehen der Schlossfestspiele Neersen ist es Intendant Jan Bodinus gelungen, mit Thalbach einen „großen Star nach Neersen zu holen“, wie es Sabine Mroch, Vorsitzende des Festspielvereins, in ihrer Begrüßungsrede voller Freude beschreibt. Aber nicht nur das. Mit Sele und Verita sind zwei Musiker der Weltklasse dazu gekommen. Unter dem Titel „Schatten aus dem Nichts“ werden Spukgestalten und Geschichten aus der Weltliteratur der Schwarzen Romantik lebendig.
Von Bram Stoker über Edgar Allan Poe bis zu Heinrich Heine – die Ausnahme-Schauspielerin brilliert bei allen Texten. Sie schafft es, einen Spannungsbogen aufzubauen, der seinesgleichen sucht. Thalbach wechselt die Tonlagen, verändert das Lesetempo. Nicht zuletzt durch Mimik und Gestik zieht sie die Besucher in ihren Bann. Bei der Ich-Erzählung „Verräterisches Herz“ von Poe schlüpft sie in die Rolle des psychisch kranken Mörders, der seinen Mord beschreibt: Das Publikum hat das Gefühl, der Mörder sitze auf der Bühne.
Bei „Draculas Gast“ von Stoker sieht man die einzelnen Szenen dieser Walpurgisnacht förmlich vor sich. Gänsehautfeeling pur, wobei das kurze instrumentale Intermezzo innerhalb der Geschichte die Spannung nach oben treibt. Jeder will wissen, wie es weitergeht, als der Reisende seine Kutsche verlässt und sich auf den Weg in das verlassene Dorf macht.
Jede einzelnen Geschichte und jedes Musikstück werden mit begeistertem Applaus begleitet. Die ausverkaufte Vorstellung ist für die Schlossfestspiele Neersen im 40. Jahr des Bestehens ein absolutes Sahnehäubchen.