Neue Häuser für Flüchtlinge

Der Rat hat für die Umsetzung der Baupläne in Neersen und Schiefbahn gestimmt. Aber auch Bedenken der Bürger werden berücksichtigt.

Foto: Kurt Lübke

Willich. Bernd-Dieter Röhrscheid ist schon seit mehr als 30 Jahren Ratsmitglied. „Aber so eine volle Sitzung habe ich noch nicht erlebt“, bekannte der SPD-Fraktionsvorsitzende gestern Abend: Der Ratssaal im Schloss Neersenwar fast zu klein, deutlich mehr als 100 Bürger waren gekommen. Die meisten von ihnen wollten wissen, wie es nun weiter geht mit den Plänen für neue Häuser für anerkannte Flüchtlinge in Schiefbahn und Neersen. Die werden nun gebaut — aber mit stärkeren Auflagen als ursprünglich vorgesehen.

Foto: Kurt Lübke

Der ständige Zuzug von Flüchtlingen bedeute für die Stadt Willich „die größte Herausforderung seit ihrem Bestehen“, erklärte Hans-Joachim Donath (FDP). Darauf reagieren Rat und Verwaltung mit einem Konzept, das am Ende der zweistündigen Debatte nur zwei Ratsmitglieder nicht mitragen wollten. Ein in letzter Minute eingebrachter Antrag aller vier Fraktionen (den selbst viele Ratsmitglieder vorher nicht kannten) ebnete dafür den Weg.

Trotz aller Bedenken der Anwohner wird nun an den vier vorgesehenen Standorten (Rubensweg, Fontanestraße, Mutschenweg und Am Bruch) dauerhafter Wohnraum für Flüchtlinge entstehen. Eine Überbelegung der neuen Häuser soll es aber nicht geben. Außerdem sollen an den Standorten Am Bruch und Fontanestraße zusätzlich Wohnhäuser für Familien ermöglicht werden, um eine Ghettobildung zu vermeiden. Nicht zuletzt werden in der Verwaltung 1,5 Stellen zur Betreuung von Flüchtlingen geschaffen.

Weiter sieht der Kompromiss vor, dass an allen Standorten „Runde Tische“ zur besseren Information der Bürger eingerichtet werden. Das gilt auf Antrag von Ursula Bloser (CDU) auch für die Moltkestraße in Alt-Willich, wo auf dem ehemaligen Sportplatz der Briten eine vorübergehende Wohneinheit für bis zu 280 Personen entsteht. Die Vorarbeiten zur Verlegung von Wasser, Strom und Kanalisation haben dort schon begonnen.

Gleich drei Bürgerinitiativen hatte vor der Sitzung Eingaben an die Stadt geschickt. Sie alle zeigten sich mit den Plänen so nicht einverstanden. Sprecher der Initiativen brachten im Rat ihre Bedenken vor: Zu viele Menschen würden da auf engstem Raum untergebracht, eine Integration sei so nicht möglich. Anwohner des Mutschenwegs störten sich zudem daran, dass der vorgesehene Bau von vier Mehrfamilienhäusern im Landschaftsschutzgebiet stattfinde. Der Standort sei ungeeignet.

Bernd-Dieter Röhrscheid machte klar: Andere geeignete Standorte habe man trotz intensiver Suche nicht gefunden. Und Raimund Berg (Grüne) versicherte, dass es für den Bau im Landschaftsschutzgebiet Ausgleichsmaßnahmen geben werde.

Am Ende stimmten nur die Neersener Robert Brintrup und Nanette Amfaldern (CDU) gegen diese Lösung. Beide sahen das Problem der Integration nicht gelöst. Mehr zu dem Thema in unserer morgigen Ausgabe.