Nur Theater – „aber das kann überall passieren“

Aufführung: Schüler der Willi-Graf-Realschule sahen sich das Stück „Und dann kam Alex“ an. Dann diskutieren sie über Gewaltvorbeugung.

Willich. Der 17-jährige Alex wird über Jahre hinweg von Mitschülern gemobbt und gedemütigt. Der verschlossene Jugendliche spricht mit keinem über seine Probleme. Seine Welt ist geprägt durch die Suche nach Nähe, aber auch durch Sprachlosigkeit und Ignoranz.

Um Anerkennung bei seinen Klassenkameraden zu bekommen, fällt er über einen alten Mann her und verprügelt ihn. Und weil er dabei von Schülern gefilmt wurde, sieht Alex nur noch eine Lösung, Gerechtigkeit zu schaffen. Bewaffnet dringt er am nächsten Tag in die Schule und will erzwingen, dass die Mitschüler gestehen, ihn zu seiner Tat genötigt zu haben. Sein Vorhaben misslingt. Nachdem er mehrere Stunden mit einigen Geiseln in einem Klassenraum verbracht hat, beschließt er, sich das Leben zu nehmen.

Dies ist zwar nur ein Theaterstück von Karl Koch, aber "das kann überall passieren, auch an unserer Schule", sagt Thore Scheer, Schüler der Willi-Graf Realschule. Gestern wurde das Stück für die Schüler der Jahrgangsstufe 9 im pädagogischen Zentrum der Schiefbahner Schule gespielt.

Die angesprochenen Themen, wie Mobbing und Bullying im Schulalltag, Beziehungslosigkeit innerhalb der Familien, Gewaltdarstellungen in den visuellen Medien sind aktuell und realistisch dargestellt. Auch der Zugang zu Waffen, Drogen- und Alkoholkonsum von Jugendlichen gehören dazu.

Eine Diskussion, zu der die beiden Darsteller Julia Schwebke, Alexander Matakas aus Berlin im Anschluss einluden, ließ Fragen zu: Wer hätte eingreifen können? War die Entwicklung absehbar? Wer trägt die Schuld?

Die meisten Schüler sehen Alex in seiner Opferrolle. "Die Eltern hätten Alex auffälliges Verhalten hinterfragen und sich um ihn kümmern sollen. Dann hätte die Eskalation verhindert werden können", sagt Jenny Gobbers. "Auch unsere Schule ist kein weißes Blatt. Häufig führen wir Konferenzen über die Disziplinlosigkeit einiger Schüler", sagt Wolfgang Kansy, Deutsch- und Sozialwissenschaftslehrer.

Auch in den nächsten Jahren sollen die Neuntklässler Theaterstücke über Gewalt und Mobbing unter Jugendlichen schauen. "Das Stück soll die Schüler sensibilisieren und zu sozialem Handeln bringen", sagt der Alex-Darsteller Alexander Matakas.