Vorst: Barbara Bormann - Ein Semester in Südafrika

Eine junge Vorsterin studiert in Kapstadt. Für die WZ berichtet sie aus Südafrika.

<strong>Vorst/Kapstadt. Jetzt bin ich also hier. Für sechs Monate. Ein Semester studiere ich an der University of Cape Town (UCT) in Kapstadt Politikwissenschaft. Zwölf Stunden Flug waren es nach "Mother City", wie man die Metropole am südlichen Zipfel des Kontinents nennt. Ich wohne bei einer deutschen Familie in Tamboerskloof, einem sicheren Viertel nahe der Innenstadt. Morgens beim Aufwachen fällt mein Blick zu allererst auf den Tafelberg. Er zeigt sich zurzeit oft wolkenverhangen.

Die Universität hat für mich und die anderen etwa 300 ausländischen Studenten eine Einführungswoche organisiert. Auf einem großartigen Ausflug zum Kap der Guten Hoffnung konnte ich einige der anderen Studenten näher kennenlernen. Die Mehrzahl sind Amerikaner, aber die zweitgrößte Gruppe stellen die Deutschen, so dass ich in den ersten Tagen fast noch mehr Deutsch als Englisch spreche.

In den nächsten Tagen wird uns das System an der Uni näher gebracht, mit dem umständlichen Registrierungsverfahren und der Einschreibung. Ich darf nur vier Kurse belegen. Die habe ich allerdings auch jeden Tag.

Unterrichtssprache ist Englisch, eine von elf offiziellen Sprachen in Südafrika. Der Campus liegt direkt unterhalb des Devil’s Peak, dem Berg, vom dem ich beinahe die komplette Stadt überblicken kann. Was für eine grandiose Aussicht! Jede Fakultät hat ein eigenes Haus an der University Avenue. Über allem thront Cecil Rhodes, der Gründervater. Kapstadt ist selbst im winterlichen Regen sehenswert.

Die ständigen Warnungen vor Überfällen, Taschendiebstählen und aufgebrochenen Autos haben mich in den ersten Tagen gehörig in Angst und Schrecken versetzt. Aber das relativiert sich schnell. Das Sicherheitsgefühl ist ein anderes als in Deutschland. Ich schließe auch immer meine Wohnungstür von innen ab. Aber mit allgemeiner Vorsicht, die man auch in jeder anderen Millionenstadt walten lässt, komme ich bisher ganz gut durch.

Die studentische Wohlfahrtsorganisation SHAWCO hat einen Ausflug in eines der umliegenden Townships oranisiert. Dort wurde uns gezeigt, wie mit der tatkräftigen Unterstützung von Studenten eine Bücherei und ein Gemeindezentrum aufgebaut hat. Dort als ehrenamtliche Helferin mitzuarbeiten ist eines meiner Ziele im nächsten halben Jahr.

Am Wochenende habe ich Südafrikas Touristenziel Nr. 1, die V&A Waterfront am Hafen, nicht entgehen lassen. In einem riesigen Einkaufszentrum mit Flaniermeile, Kinos und Handwerksmarkt kann man auch sonntags Stunden verbringen.

Die erste Woche an der Uni ist um. Mir ist schon klar geworden, wie sehr mir der kulturelle Hintergrund fehlt. Ich habe mich zwar schon vor meiner Abreise viel mit Südafrika befasst. Trotzdem fühle ich mich ab und zu ein bisschen verloren, wenn es um Politik und Kultur geht.

Das Semester endet hier am 30. November. Dann bleiben mir noch einige Wochen, um das Land zu erkunden und Weihnachten unter Palmen zu verbringen.