Willich: Armut - Kaum genug Geld fürs Brot

Immer öfter sind alte Menschen Kunden des Schuldnerberaters oder der „Tafel“. Die Dunkelziffer ist hoch.

<strong>Willich. Carola Hoffmann ist eine engagierte Frau: Ob in Arbeiterwohlfahrt, Seniorenbeirat oder Willicher Tafel - schon seit vielen Jahren kümmert sich die Schiefbahnerin um ihre Mitmenschen. So hat sie vor zehn Jahren damit begonnen, Lebensmittel an bedürftige ältere Leute zu verteilen. Etwa 20 regelmäßige Kunden, so erinnert sie sich, seien es im ersten Jahr gewesen. "Mittlerweile sind es aber rund 70 - und das nur in Schiefbahn!"

Solche Zahlen haben nicht nur Carola Hoffmann, sondern auch den Seniorenbeirat der Stadt aufgeschreckt: Der Anteil älterer Menschen, die Lebensmittel bei der Willicher Tafel beziehen, ist hoch - und steigt weiter. Rund 50 Kunden im Rentenalter, so berichtet die Tafel-Vorsitzende Christa Disselkamp, kommen Woche für Woche zu den Lebensmittelausgaben.

Johannes Jacobs von der Schuldnerberatung der Awo bestätigt, dass "der Anteil der Rentner, die zu mir kommen, deutlich gestiegen ist". 700 oder 800 Euro im Monat reichten hinten und vorne nicht, zumal die Kosten für Lebensmittel und Energie gestiegen seien. Die Schuldnerberater im Kreisgebiet wollen sich daher verstärkt um die Zielgruppe der älteren Menschen kümmern.

Auch der Willicher Seniorenbeirat überlegt, Hilfsprojekte anzustoßen. Schwierig ist nach Ansicht von Carola Hoffmann jedoch, dass sich die Bedürftigen oft gar nicht zu erkennen geben: "Aus Scham kommen gerade ältere Leute nicht zu den Lebensmittelausgaben." Und auch das Angebot der Altenhilfe, die Lebensmittel nach Haus zu bringen, nehmen sie nicht wahr: "Das könnte ja jemand sehen."