Stadtgeflüster: Die Toten Hosen in St. Tönis?

Wir brauchen Ihre Hilfe: Wer kennt sich in botanischen Fragen aus? Außerdem: Verfrühte Glückwünsche und Jung-Doktoren in den Stadträten.

Willich/Tönisvorst. Das wollte der ehemalige Fifa-Schiedsrichter Walter Eschweiler bei aller Freundschaft aber dann doch nicht zulassen: Willichs Bürgermeister Josef Heyes wollte barfuß beim Freundschaftsspiel zwischen der Stadt Willich und Vorstandsmitgliedern von Komba NRW am vergangenen Samstag antreten. Heyes hatte kein passendes Schuhwerk bei sich. "In Afrika spielen sie schließlich auch ohne Schuhe", argumentierte der Bürgermeister. Ein Spieler von Koma NRW schaffte jedoch Abhilfe. Er hatte Fußballschuhe in Heyes Größe dabei.

Ernst Jasch aus Schiefbahn-Niederheide ist ratlos: In seinem Garten wächst und gedeiht eine Pflanze, deren Namen er nicht kennt. "Ich habe heute noch nachgemessen: Mittlerweile ist sie 2,25 Meter hoch und hat 18 Blätter, von denen jedes einzelne 60 Zentimeter im Durchmesser groß ist." Die Pflanze sei wild gewachsen. "Bisher konnte mir keiner ihren Namen nennen." Nun bittet der Stadtflüsterer seine Leser um Mithilfe.

Bei geheimnisvollen Geschäften konnte man vor der jüngsten Willicher Ratssitzung die Herren Ralf-Hasso Sagner (CDU) und Uli Winkler (SPD) beobachten: Vor der Tür der Kulturhalle in Schiefbahn standen die beiden Politiker am geöffneten Kofferraum eines Autos und führten intensive Gespräche. Doch es ging nicht um Politik und erst recht nicht um Bestechung, wie man vielleicht argwöhnen konnte: Vielmehr kaufte Winkler bei Sagner einen Bus. Einen sehr kleinen Bus, um es genau zu nehmen: Das Wiking-Modell zeigt ein Büssing-Fahrzeug mit Glasverdeck aus den 60er Jahren. Winkler sammelt solche Spielzeuge (130 Busse hat er schon) und Ralf-Hasso Sagner hatte das Modell auf dem Flohmarkt aufgetrieben. "Ich hab’ es für einen guten Preis bekommen", verriet Winkler nach den Verkaufsverhandlungen.

Die diesjährigen Willicher Umwelttage stehen unter dem Zeichen der CO2-Neutralität. Alle CO2-Belastungen werden durch Befragung der Aussteller und Besucher errechnet und am Ende durch die Stadt Willich mit dem Erwerb von Klimaschutzzertifikaten ausgeglichen. "Ich rechne mit 400 bis 500 Euro - je mehr Leute kommen, umso teurer wird es", sagte die Technische Beigeordnete Martina Stall im Umweltausschuss. Sie versprach, mit dem Fahrrad zu den 15. Willicher Umwelttagen zu kommen.

Auf dem Benefizkonzert "Hilfe für Linus und andere" letzte Woche in Schiefbahn: Jochen Contzen, allgemein bekannt als "Jake Blues" von den Black Brothers und Erwin "Klemmi" Klemke, eine Größe im lokalen Rockgeschäft und Roadie bei Helge Schneider, gaben die beiden legendären Alten aus der Muppets-Show.

Der Willicher Musiker Erwin Klemke über seinen Kollegen Martin Engelien

Über das Instrument von Martin Engelien, früher Bassist bei Helge Schneider und Klaus Lage, beispielsweise. "Bass für Blinde" diagnostiziert Klemmi, denn das Griffbrett ist mit Leuchtdioden ausgestattet. Als Jörg "Shaby" Pelzer, der schon für Stefan Raab komponiert hat, über sein "brand new car" zu singen anhub, schüttelte Klemmi den Kopf. "Was der singt. Der fährt doch Fahrrad". Klemmi freut sich, dass er mit Helge zusammen ziemlich bald nach der Sommerpause wieder in Steinbach-Langenbach auftreten wird.

Die Grüne Ratsfrau Annegret Rutsch scheidet aus persönlichen Gründen aus dem Willicher Stadtrat aus. Hagen Becker, vor Jahren schon einmal im Rat vertreten, rutscht von der Reserveliste für sie nach. Und Fraktionschef Raimund Berg hat jetzt den Doktortitel gemacht. Sein Kollege Roland Müller mahnte in der Ratssitzung an, das auch auf dem Namensschild zu vermerken.

Genau dieser Fauxpas war in Tönisvorst nicht passiert. Hier gibt’s zwar keine Namensschildchen, aber zu Beginn der Stadtratssitzung wurden die Stadtverordneten darüber informiert, dass der stellvertretende UWT-Fraktions-Chef Georg Hermes unter die promovierten Akademiker gegangen ist. Der Mann darf sich fürderhin Dr. Hermes nennen. Beschäftigt hat er sich übrigens mit einem volkswirtschaflichen Thema - und das noch in Englisch. "Chapeaux", findet der Stadtflüsterer.

War Ihnen das Stadtgflüster bis jetzt zu stressig? Dann könnten Sie es mit einem Gang zur Volksbank an der Hochstraße in St. Tönis probieren. "St. Tönis entspannt sich", heißt es da am Eingang. Massage? Prosecco? Wellness-Bad? Nichts von alledem. Dahinter verbirgt sich ein Fond-Angebot. Also doch wieder nur der schnöde Mammon.

Über die Neuplanung des Pastorswalls in St. Tönis ist in der vergangenen Woche berichtet worden. Auch darüber, dass Schüler des Michael-Ende-Gymnasiums und auch der St. Töniser Günter Rudnick Geld gespendet hatten. Davon war im Übrigen ein Tor für den Bolzplatz gekauft worden. Für die Fußball-Weltmeisterschaft. Im Jahr 2006. Angeschafft wurde das Teil. Weil aber der Auffangzaun noch nicht finanziert ist, steht das Tor immer noch beim städtischen Bauhof. Kennen Sie eigentlich das Gegenteil von gut? Gut gemeint.

Die Toten Hosen mit Campino geben ein Konzert in St. Tönis, im Heinrich V., an der Corneliusstraße. Und das vielleicht schon im nächsten Jahr? Es kann wirklich so kommen, wenn . . . ja wenn die Theke einen goldenen Tipp abgibt. Man nimmt nämlich an der zweiten Runde der 1Live-Thekenmeisterschaft teil, was man am großen Banner über der Türe erkennen kann. Über die ganze Bundesligasaison 2007/2008 hinweg wird eifrig getippt und viel gehofft. Denn wer am Ende das beste Ergebnis liefert, der gewinnt einen Auftritt der Toten Hosen in der Kneipe. Und vielleicht gewinnt ja die Thekenmannschaft vom Heinrich.

Ein Brief aus Manila ist auch für einen Mann wie Willichs Bürgermeister Josef Heyes, der weltweit Kontakte pflegt, eher ungewöhnlich: Dieser Tage indes flatterte ihm ein Brief aus Manila auf den Philippinen auf den Tisch. Grund: Heyes hatte dem aus der Stadt Willich stammenden Professor Peter H. Michael Heintges, als Priester für die Steyler Missionare auf Manila tätig, brieflich zu seinem 95 Geburtstag gratuliert, von dem er "aus verschiedenen Niederrheinischen Zeitungen" erfahren hatte. Heyes hatte "auch im Namen der Bürgerschaft dem "alde Schibbahner ut dem Ongerbrock" aus seiner Heimatstadt Glück- und Segenswünsche gesandt. Der dankte Heyes nun mit ebenso persönlichen Zeilen - und klebte der Einfachheit halber als Adresse eine Visitenkarte des Bürgermeisters auf den Umschlag. Der Brief kam problemlos im Schloss Neersen an. Und mit ihm der Hinweis, dass Heyes bislang "der erste und einzige sei, der gratuliert" habe. Was seinen Grund hat: Der engagierte Priester wird erst am 1. Oktober 95.