Werkstatt-Besuch: Auf dem Weg zum Autopilot

Ohne Laptop geht nichts im Ford-Haus Breuer. Reparaturen setzen eine elektronische Diagnose voraus.

<strong>Anrath. Peter Litgen sitzt in einem Vorführwagen und betrachtet den offen stehenden Lenkrad-Bereich. Gelbe und blaue Kabel schauen dort hervor, wo normalerweise der Airbag platziert ist. Er kratzt sich am Kopf. "Ich kann diesen Lenkwinkelsensor nicht in das kaputte Auto einbauen, weil dieser Wagen hier keine Servolenkung hat", erklärt er. Dann fängt er an, die schwarze Verkleidung unter dem Lenkrad wieder anzuschrauben.

"Der Laptop hat mir gesagt, dass ein Fehler im Stromkreis des Sensors aufgetreten ist. Daher kenne ich das Symptom, weiß aber noch nichts über Richtung und Ursache", sagt er. Aus diesem Grund habe er den Sensor probehalber austauschen wollen. "Da es mit diesem hier aber nicht klappt, werde ich einen Neuen bestellen müssen."

In der Werkstatt des Ford-Autohauses Breuer in Anrath werden alle Probleme am Fahrzeug erst einmal mit dem 15 000 Euro teuren Laptop analysiert. "Den braucht man nur an den Wagen anzuschließen, die Fahrgestellnummer einzugeben und schon erfährt man alles über das Auto", erklärt Servicetechniker Peter Litgen und führt es an einem silbernen C-Max vor. Das Diagnosekabel links vom Lenkrad eingesteckt, zeigt das Notebook an, dass der Wagen einen Dieselmotor hat, wieviel Liter er verbraucht und dass er keine Diebstahlwarnung, aber dafür eine beheizte Frontscheibe besitzt.

"Früher hat die Arbeit mehr Spaß gemacht. Da konnte man noch sehen, was kaputt ist. Heute, mit der ganzen Elektronik, kann man am Auto fast nichts mehr selber diagnostizieren", erklärt Litgen, während er den Gummi umzogenen Computer auf dem Fahrersitz anschaut.

"Man muss mittlerweile wirklich ein Computerexperte sein und sich ständig weiterbilden, um auf dem Laufenden zu bleiben", erklärt auch Inhaber Willi Breuer, der das Autohaus zusammen mit seinem Bruder Dieter führt. Fünf bis sechsmal im Jahr schicke er seine Mitarbeiter deswegen auf Schulungen. Und auch im Alltag muss man sich ständig auf den neusten Wissensstand bringen. "Es werden ständig neue Lektionen online gestellt, die man sich nach der Arbeit durchlesen und nachvollziehen muss", erklärt Litgen.

Durch dieses Spezialwissen sei es zum Beispiel fast unmöglich, von Ford zu Mercedes zu wechseln. "Und wenn man ein Jahr lang aus dem Beruf raus ist, kann man quasi einpacken", so Litgen. Auch für freie und private Werkstätten bringt die neue Technik keine rosigen Zukunftsaussichten. "Die verfügen nicht über die speziellen Geräte sowie das Fachwissen und können deswegen an den neuen Fahrzeugen fast gar nichts mehr machen", erklärt Litgen.

Die seit 1990 doppelt so dick gewordenen Handbücher machen es auch für den Autobesitzer schwer, sich zurecht zu finden. "Bei vielen Kunden liegen die Probleme in der falschen Bedienung", weiß Willi Breuer. So habe teilweise ein Schalter zehn Funktionen.

"Wenn die Elektronik so fortschreitet wie in den letzten zehn Jahren, müssen wir uns wohl bald nur noch ins Auto setzen, sagen, wo wir hinwollen - und können uns dann gemütlich zurücklehnen und Kaffee trinken", ist Breuers Zukunftsprognose.