Tönisvorst Parteichef und Vize werfen hin — jetzt muss der Kreis helfen
Bei der CDU geht es drunter und drüber. Alexander Decher war gut zwei Monate im Amt. Anja Lambertz-Müller gibt persönliche Gründe für den Rückzug an.
Tönisvorst. Von Paukenschlag zu sprechen, wäre wohl eine arge Untertreibung. Um im Bild zu bleiben: Das ist eher schon das Paukengewitter in Richard Strauss’ „Also sprach Zarathustra“. Die Tönisvorster CDU steht als Stadtverband ohne Führung da. Der gerade erst gewählte neue Vorsitzende Alexander Decher hat ebenso hingeworfen wie seine Stellvertreterin Anja Lambertz-Müller. Die führungslose Partei hat deshalb den Kreisvorstand um Hilfe gebeten.
Alles hatte wohl mit der Wahl des neuen Fraktions-Vize Christian Rütten begonnen (WZ berichtete). Quasi handstreichartig war dieser ins Amt gehoben worden, unter anderem mit Hilfe von Parteichef Alexander Decher. Der sitzt ebenfalls im Stadtrat.
Von diesem Vorgehen wenig begeistert war Fraktions-Chef Helmut Drüggen. „Ich fühle mich wie am Nasenring durch die Arena geführt“, sagte er gegenüber der WZ. Er reagierte, legte sein Amt als zweiter Mann im Stadtverband nieder.
Darauf wiederum konterte Alexander Decher und trat von seinem Amt zurück. „Was wir aktuell in der CDU Tönisvorst erleben, ist „alte“ Politik und für diese Art der Politik stehe ich nicht zur Verfügung“, erklärte er in einer Mail an den Fraktionsvorstand. Er sei vielmehr mit dem Motto „gemeinsam gestalten“ angetreten.
„Für mich zählt mehr die Tat und die Handlung, als das gesagte Wort“, hatte er kürzlich in einem Interview mit der WZ erklärt. Jetzt hat er erstmals erkennbar gehandelt. Beim Interview hatte er auch betont: „Ich bin nicht der Wortführer“ und „viele sagen ja schon, dass es eine neue Form der Zusammenarbeit gibt.“ Die aber offenbar noch nicht so funktionierte, wie er sich das vorgestellt hatte.
Nicht ganz so laut wie ihr Vorsitzender ging Partei-Vize und Stadträtin Anja Lambertz-Müller vor. Sie sei gerade in den Beruf zurückgekehrt und müsse sich natürlich um ihr kleines Kind kümmern, deshalb könne sie die Partei nun nicht führen, teilt sie dem Vorstand mit. Die Führungsaufgabe hätte nun bei ihr gelegen.
Fraktions-Vorsitzender Helmut Drüggen macht sich Sorgen. Die Krise sei tief. Drüggen hinterfragt auch seine Positon. „Ich muss mich schon damit beschäftigen und mich fragen: Welchen Rückhalt habe ich noch?“ Und damit nicht genug. Drüggen sieht auch noch den Rückhalt des Bürgermeisters gefährdet. Schließlich seien die meisten Gegenstimmen gegen die von der Stadt geplanten Steuererhöhungen aus den Reihen der CDU gekommen.