Prozess gegen Georg K. hat begonnen: Keine Angaben zu den Vorwürfen
Krefeld/Willich. Während die Staatsanwältin die Anklageschrift verliest, blättert Georg K. (56) in irgendwelchen Unterlagen. Eine Gefühlsregung bei der Schilderung vieler schrecklicher Details der Taten, die ihm vorgeworfen werden, ist ihm nicht anzumerken.
In 23 Fällen und über einen Zeitraum von fünf Jahren hinweg soll der katholische Priester, der aus dem niederrheinischen Willich stammt, sein anfangs elf Jahre altes Patenkind sexuell missbraucht haben. Den drei Jahre jüngeren Bruder des Jungen soll er in drei Fällen ebenfalls missbraucht haben. Seit gestern muss sich K. deshalb vor dem Krefelder Landgericht verantworten.
Missbrauch im Auto, Missbrauch in der privaten Sauna, Missbrauch im Pfarrhaus, Missbrauch auf der Luftmatratze — die Anklageschrift schildert jeden einzelnen Fall. Die Taten sollen sich zwischen Oktober 2001 und November 2006 zugetragen haben. Die beiden mittlerweile erwachsenen Opfer treten als Nebenkläger auf, sie sitzen dem Angeklagten gegenüber.
„Zu den Tatvorwürfen wird mein Mandat zunächst nichts sagen“, lässt Verteidiger Wilhelm Helms zu Beginn wissen. Schon vor der Verhandlung erklärte er gegenüber den Medien, dass sich K. über eine „angemessene Strafe“ keine Illusionen mache. Danach wolle er in ein „geordnetes Leben zurückkehren“.
Wie dieses Leben bisher ausgesehen hat, schildert der Pfarrer mit ruhiger Stimme. Als Sohn eines Bäckers geboren, machte er nach der Hauptschule eine Konditorenlehre. 1979 entschloss er sich, das Abitur nachzuholen und Theologie zu studieren. 2001 wurde er Pfarrer in Nettetal. Dort sollen etliche der Taten, die ihm vorgeworfen werden, passiert sein. In Missbrauchs-Verdacht geriet er aber erst Jahre später als Auslandsseelsorger in Südafrika. Im Februar 2008 nahm K. bei Johannesburg an einem Camp mit Kommunionkindern teil — eine Woche später wurde er von der Polizei einbestellt. Denn in dem Camp soll er sich Kindern sexuell genähert haben.
Was folgte, war aus Sicht von K. „ein unsäglicher Prozess“, der im Sommer 2014 eingestellt wurde. Unmittelbar danach wurde er nach Deutschland ausgeliefert. Denn schon 2010 hatte sich K. bei der Krefelder Staatsanwaltschaft wegen des sexuellen Missbrauchs von Kindern angezeigt und erklärt, dass ihm dies „aufrichtig leid tut“.
„Wir hoffen, dass Pfarrer K. durch ein umfängliches Geständnis für ein zügiges Verfahren sorgt“, erklärte Stefan Wieland, Sprecher des Bistums Aachen, vor dem Prozess. Anderenfalls müssten die Opfer „noch einmal ihr Leid durchleben“. Doch genauso kommt es: Da der Angeklagte sich nicht äußert, müssen die beiden jungen Männer als Zeugen aussagen — auf ihren Antrag hin unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Das Urteil soll am 6. Februar gesprochen werden.