Retten, bergen, löschen ist ihr Ziel
Elf Neueinsteiger gibt es bei der Tönisvorster Feuerwehr. Die WZ stellt sie und ihre Motivationen vor.
Tönisvorst. Anne Hübbers aus St. Tönis ist 24 Jahre alt und hat ein Ehrenamt übernommen. Es kann sie jederzeit fordern. Jede nächste Minute, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Sie weiß das. Und macht’s trotzdem — aus Überzeugung. Sie will zur Freiwilligen Feuerwehr. Worauf sie sich einlässt, weiß sie seit einigen Jahren aus persönlicher Erfahrung und nächstem Erleben. Ihr Partner ist auch Feuerwehrmann.
Lukas Voland, 23, ebenfalls aus St. Tönis, studiert Wirtschaftsinformatik. Sein Ziel ist der Master. Doch darauf ausschließlich konzentrieren will er sich nicht. Seit zwei Wochen gehört er dem Löschzug St. Tönis an. Ebenfalls eine Entscheidung aus Überzeugung — und weil er dort alte Pfadfinder-Kollegen wiedergetroffen hat.
Noch ein Jahr jünger ist Jakub Cierniak, 22, Postzusteller. Er hat gerade seine Ausbildung abgeschlossen und sucht eine weitere Herausforderung über seinen Job hinaus. Ein vorbeifahrendes Einsatzfahrzeug der Feuerwehr hat sein Interesse neu entfacht. Nun schaut er sich an, was hinter den Toren des Feuerwehrgerätehauses an der Mühlenstraße in St. Tönis passiert. Sein Traum von Kindesbeinen an könnte Realität werden. Jakub möchte Feuerwehrmann werden. Den ersten Schritt hat er gemacht.
Stefan Heitmeier wohnt in Vorst, der Feuerwehr gleich gegenüber. Das Plakat, mit dem Nachwuchs, neue Kräfte für die Feuerwehr umworben werden, hat den 34-Jährigen zum Nachdenken bewegt. „Warum bist Du nicht bei der Feuerwehr?“, hat er sich gefragt und seine Frau um ihre Meinung gebeten. Mit ihrem Okay im Rücken hat der junge Familienvater sich dem Löschzug Vorst angeschlossen. Er möchte im Ehrenamt „Sinnvolles tun“, sagt der Prüfingenieur.
Martin Pfannholzer (33) liebt Fahrzeuge, er hat eine Affinität zur Technik. Als er von Neuss nach Vorst zog, wollte er vor Ort schnell Fuß fassen, neue Leute kennenlernen. Jetzt trägt er die blaue Uniform und sitzt in der Runde der jungen Feuerwehr-Anwärter, die die Löschzüge Vorst und St. Tönis verstärken — dazu kommen Moritz und Nico Frass, Alexander Nichts, Helmut Wolff und die beiden Vorsterinnen Ann-Kathrin Golsteyn und Heike Weenen.
Elf Motivationen — ein Ziel: retten, bergen, löschen, Aufgaben im Dienst für die Gemeinschaft, Gefahrenabwehr für jedermann. Allen merkt man die Ernsthaftigkeit ihrer Entscheidung an, den Antrieb nicht aus einer Abenteuerlust, sondern aus einem hohen Maß an Verantwortungsgefühl heraus — neben der Faszination für die Vielfalt der Aufgaben und technischen Hilfsmittel.
Hans-Gerd Wolters, Löschzugführer in St. Tönis, hat mit den Neueinsteigern Gespräche geführt — darüber, was sie erwarten und darüber, was von ihnen erwartet wird. Auch sein Kollege Toni van Cleef in Vorst spricht von der Fürsorgepflicht des Löschzugführers für seine Leute — vor allem in der Ausbildung, in und nach schweren Einsätzen: „Den ersten Toten vergisst man nicht.“
Geselligkeit, Kameradschaft — auch das ist Feuerwehrleuten wichtig. Teamgeist. Das stärkt. Trotzdem ist die Anforderung an jeden Einzelnen im Einsatz hoch. In der Truppmann-Ausbildung, sagt Norbert Caelers, wird auf den Umgang mit belastenden Situationen stark eingegangen. Und im Ernstfall steht er als Fachberater Seelsorger jedem zur Seite.
Die Feuerwehruniformen passen den Anwärtern schon perfekt. In ihre Aufgabe werden sie noch hineinwachsen müssen.